Steam: Download-Geschwindigkeit langsam?

Dein Steam-Download kriecht mit 5 MB/s dahin. Dabei hast du eine 500-Mbit/s-Leitung. Der Speedtest zeigt volle Power. Epic Games saugt mit maximaler Geschwindigkeit. Aber Steam? Steam macht, was es will.

Spoiler: In 80 % der Fälle liegt es nicht an deinem Internet. Und auch nicht an Steams Servern. Der Engpass sitzt viel näher – auf deinem eigenen Rechner. Oder bei deinem Provider, der sich mit Valve in die Haare gekriegt hat.

Die Quick Wins: Diese Steam-Einstellungen solltest du zuerst checken

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Bevor wir in die technischen Tiefen abtauchen, gibt es ein paar Stellschrauben direkt im Steam-Client, die oft Wunder wirken. Die meisten Leute ignorieren sie. Du nicht mehr.

Download-Region wechseln – warum „am nächsten“ oft am langsamsten ist

Steam wählt automatisch den geografisch nächsten Server aus. Klingt logisch. Ist es aber nicht.

Die Server in Frankfurt, München oder Berlin sind zu Stoßzeiten hoffnungslos überlaufen. Tausende deutsche Nutzer hängen gleichzeitig dran. Das Ergebnis: lahme Downloads trotz kurzer Distanz.

Der Fix ist verblüffend simpel: Wechsel die Download-Region zu einem weiter entfernten, aber weniger ausgelasteten Server. Schweden (Malmö), Frankreich (Paris) oder sogar London können in der Praxis zehnmal schneller sein als dein lokaler Server.

So geht’s:

  • Steam öffnen → Einstellungen → Downloads
  • Bei „Download-Region“ auf das Dropdown-Menü klicken
  • Teste 3-5 verschiedene Regionen nacheinander
  • Starte jeweils einen kleinen Download (100-200 MB reichen)
  • Nimm die Region, die am schnellsten lädt

Der Grund hat wenig mit Latenz zu tun. Es geht um Serverlast und – technisch noch wichtiger – um das „Peering“ zwischen deinem Internetanbieter und Valves Rechenzentrum. Manchmal ist der Weg über Stockholm einfach freier als der über Frankfurt.

Den Download-Cache leeren (richtig gemacht)

Der Download-Cache von Steam speichert temporäre Daten zu deinen Downloads. Klingt praktisch. Kann aber korrupt werden und dann alles blockieren.

Steam bietet eine Funktion zum Leeren direkt im Client:

  • Steam → Einstellungen → Downloads → Download-Cache leeren

Das klappt oft. Aber nicht immer.

Für eine tiefere Reinigung machst du es manuell:

  1. Leere den Cache über die Steam-Einstellungen
  2. Schließe Steam komplett (auch im System-Tray, unten rechts in der Taskleiste)
  3. Öffne deinen Steam-Installationsordner (meistens C:\Program Files (x86)\Steam)
  4. Lösche alles im Unterordner appcache
  5. Starte Steam neu

Ein korrupter Cache ist oft der Grund, warum Downloads bei 0 Byte steckenbleiben oder warum ein Regionswechsel nicht funktioniert. Der Client hängt an alten, fehlerhaften Serverkonfigurationen fest.

Wenn du dir unsicher bist, ob deine GPU Probleme beim Entpacken verursacht oder Treiber spinnen, hilft der Ratgeber „DDU-Guide: Grafikkartentreiber rückstandslos entfernen“, um mögliche Software-Bugs sauber auszuschließen.

Die verwirrende Sache mit der Bandbreitenbegrenzung

In den Steam-Download-Einstellungen findest du Optionen zur Bandbreitenbegrenzung. Für maximale Geschwindigkeit sollte das so aussehen:

  • Bandbreite begrenzen: Unbegrenzt (oder deaktiviert)
  • Downloads während des Gameplays zulassen: Aktiviert
  • Download drosseln während des Streamings: Deaktiviert

Soweit die Theorie. Jetzt wird’s seltsam.

Viele Nutzer, besonders auf dem Steam Deck, berichten von einem Bug: Die Einstellung „Unbegrenzt“ funktioniert nicht. Downloads sind langsam oder stottern. Die Lösung ist kontraintuitiv:

Aktiviere die Begrenzung und trage einen absurd hohen Wert ein. Zum Beispiel 10000000 KB/s (das wären 100 Gbit/s – mehr als du jemals haben wirst).

Warum das funktioniert? Vermutlich ein Software-Bug, bei dem der „unbegrenzte“ Modus intern eine Drossel auslöst. Ein expliziter Maximalwert umgeht das.

Deine Spieledateien direkt im Heimnetzwerk teilen

Das hier ist der absolute Geheimtipp für Haushalte mit mehreren PCs oder einem Steam Deck.

Steam kann seit 2024 Spieldateien direkt zwischen Geräten im gleichen Netzwerk übertragen. Du lädst ein Spiel also nur einmal aus dem Internet runter – und kopierst es dann mit LAN-Geschwindigkeit auf deine anderen Geräte.

Das bedeutet: 100+ MB/s statt 20 MB/s. Oder 5 Minuten statt 30 Minuten.

So aktivierst du es:

  • Auf beiden Geräten: Steam → Einstellungen → Downloads
  • „Erlaube Downloads von anderen Geräten im lokalen Netzwerk“ aktivieren
  • Berechtigungen festlegen (empfohlen: „Jeder“)

Wichtig: Der Quell-PC (der die Dateien sendet) muss im Ruhezustand sein. Also kein Spiel laufen lassen und keinen eigenen Download starten.

Diese Funktion entkoppelt deine Download-Geschwindigkeit komplett vom Internet. Sie ist Valves Antwort auf langsame Leitungen und Provider-Probleme.

Gerade wenn du immer wieder mit WLAN downloadest, kann ein Upgrade auf den richtigen Stick Wunder wirken. Eine gute Übersicht liefert der Artikel „Bester WLAN-Stick zum Zocken“, der dir die stabilsten Modelle ohne versteckte Schwächen vorstellt.

Das Missverständnis mit den 0 B/s – deine Hardware ist im Stress

Jetzt kommen wir zum Kern des Problems. Dem Teil, den die meisten nicht verstehen.

Du siehst im Steam-Client, wie die Download-Geschwindigkeit auf 0 B/s fällt. Für Sekunden. Manchmal für Minuten. Gleichzeitig springt die Festplattenauslastung auf 100 %.

Deine erste Reaktion: „Steams Server sind Müll“ oder „Mein Provider drosselt“.

Falsch. Dein System kommt mit dem Entpacken nicht hinterher.

Was wirklich passiert: Download, Entpacken, Schreiben

Steam-Spiele sind komprimiert und verschlüsselt. Anders als bei einem ISO-Download lädt Steam nicht einfach eine große Datei runter und legt sie ab. Der Prozess läuft in drei Schritten:

  1. Download: Steam lädt einen komprimierten Daten-Chunk (Block) über deine Internetverbindung
  2. Dekomprimierung: Steam stoppt den Download und entpackt diesen Chunk mit der CPU
  3. Schreiben: Die nun viel größeren Spieldateien werden auf deine Festplatte geschrieben

Dieser Zyklus wiederholt sich hunderte Male. Download – Pause – Entpacken – Schreiben – Download – Pause.

Das „Stop-and-Start“-Muster ist also völlig normal. Es ist sogar ein Zeichen dafür, dass dein Download so schnell ist, dass deine Hardware mit dem Verarbeiten nicht nachkommt.

Ein Beispiel: Du hast eine 1-Gbit/s-Leitung (ca. 125 MB/s). Steam lädt einen 1-GB-Chunk in etwa 8 Sekunden. Deine CPU und SSD brauchen aber 15 Sekunden, um diesen Chunk zu entpacken und zu schreiben. Die Netzwerkaktivität fällt für 7 Sekunden auf 0 B/s.

Je schneller dein Internet, desto länger diese „Pausen“. Paradox, aber wahr.

Warum selbst deine schnelle SSD bei 100 % hängt

Wenn du im Task-Manager schaust, siehst du vielleicht: Festplattenauslastung 100 %. Selbst mit einer modernen NVMe-SSD, die eigentlich 3.000 MB/s schafft.

Ist die SSD defekt? Nein.

Der Wert „100 % Auslastung“ zeigt nicht den Datendurchsatz. Er zeigt die „Aktive Zeit“ – also wie beschäftigt die SSD ist.

Steam entpackt ein Spiel nicht als eine große Datei. Es schreibt Tausende kleiner Dateien gleichzeitig. Texturen, Sounds, Configs, Scripts. Jede einzelne Datei erzeugt eine Schreiboperation.

Das ist eine „I/O-Hölle“. Die SSD ist permanent damit beschäftigt, Schreibbefehle abzuarbeiten. Die Aktive Zeit ist auf 100 %, auch wenn der tatsächliche Datendurchsatz nur 50-60 MB/s beträgt.

Die SSD ist nicht langsam. Sie ist nur sehr, sehr beschäftigt.

Alte mechanische Festplatten (HDDs) sind hier noch schlimmer. Ihre Schreibgeschwindigkeit von 80-120 MB/s wird zum Flaschenhals, sobald du eine schnelle Internetverbindung hast.

Wenn du häufig Installationen abbrichst, weil deine SSD voll ist, findest du im Special „Beste M.2-SSD“ eine Übersicht der aktuell sinnvollsten Modelle, die Steam-Downloads deutlich beschleunigen – besonders beim Schreiben vieler kleiner Dateien.

Die CPU als stiller Bremsklotz

Die Dekomprimierung aus Schritt 2 ist CPU-intensiv. Wenn deine CPU nicht schnell genug entpacken kann, wartet der gesamte Download-Prozess auf sie.

Das ist besonders fies, weil es unsichtbar ist. Deine CPU zeigt vielleicht nur 30-40 % Gesamtauslastung. Aber die paar Kerne, die Steam nutzt, laufen auf 100 %.

Bei älteren CPUs (vor 2018) ist das offensichtlich. Bei modernen CPUs gibt es zwei versteckte Probleme, die wir gleich anschauen.

Wenn du moderne Hardware hast: Diese Probleme kennst du vielleicht

Die folgenden Probleme betreffen primär Nutzer mit aktueller Hardware (2023-2025). Sie stehen in keinem Standard-Tutorial. Aber sie sind real.

Steams neue Kompression – und warum alte Spiele trotzdem lahmen

Valve hat 2024 den Kompressionsalgorithmus für neue Spiele geändert. Der Grund: Die CPU-Last beim Entpacken zu reduzieren.

Früher: LZMA (Lempel-Ziv-Markov chain Algorithm). Extrem hohe Kompression, winzige Dateigrößen. Aber brutal langsam beim Entpacken. Deine CPU braucht ewig.

Jetzt: Zstandard (zstd). Etwas größere Dateien, aber bis zu 13-mal schneller beim Entpacken. Die CPU-Last sinkt massiv.

Das ist eine strategische Entscheidung: Valve zahlt mehr für Bandbreite und Server-Speicher (ist für die günstig), damit du weniger CPU-Zeit verbrennst (ist für dich wertvoll).

Der Haken: Alte Spiele nutzen weiterhin LZMA. Wenn du ein Spiel von 2019 runterlädst, kämpft deine CPU immer noch.

Du kannst nichts daran ändern. Aber du weißt jetzt, warum der Download von „Elden Ring“ (neueres Spiel mit zstd) doppelt so schnell ist wie der von „GTA V“ (altes Spiel mit LZMA).

Das Intel E-Core-Drama (12. Generation und neuer)

Hast du einen Intel-Prozessor der 12. Generation oder neuer? Also einen i5-12600K, i7-13700K, i9-14900K und so weiter?

Dann hast du eine Hybrid-Architektur: Schnelle P-Cores (Performance) und langsame E-Cores (Efficiency).

Das Problem: Windows oder Steam klassifiziert den Download-Prozess als „Hintergrundaufgabe“. Und schickt ihn auf die E-Cores. Die sind aber viel zu langsam für die intensive Dekomprimierung.

Das Symptom ist eindeutig: Während eines Steam-Downloads laufen deine E-Cores auf 100 %, während die P-Cores bei 10-20 % chillen. Dein ganzes System stottert und laggt, weil die E-Cores blockiert sind und auch für Windows-Hintergrundprozesse gebraucht werden.

Die Lösung ist ein manueller Eingriff (siehe Abschnitt „Schritt-für-Schritt“ weiter unten). Du musst Steam zwingen, nur die P-Cores zu nutzen.

Das ist ein Scheduler-Bug, den weder Intel noch Valve bisher gefixt haben. Du musst es selbst tun.

Wenn du nach einer Möglichkeit suchst, den Steam-Prozess dauerhaft auf deine schnellen Kerne zu legen, lohnt die Lektüre von „i5 oder i7 für Gaming?“. Dort bekommst du ein besseres Gefühl für Architektur-Unterschiede – hilfreich, um Windows’ Fehlentscheidungen bei P- und E-Cores besser einschätzen zu können.

Core Parking: Wenn deine CPU einschläft, während Steam wartet

Ein allgemeineres CPU-Problem ist „Core Parking“. Windows versetzt ungenutzte CPU-Kerne in einen tiefen Schlafzustand, um Energie zu sparen. Im Standard-Energieplan „Ausbalanciert“ ist das aktiv.

Wenn Steam jetzt einen neuen Chunk bereitstellt, muss der Kern erst „aufgeweckt“ werden. Das dauert Millisekunden. Klingt harmlos. Summiert sich aber über hunderte Zyklen.

Die Lösung: Ein Hochleistungs-Energieplan, der Core Parking deaktiviert. Windows hat einen versteckten „Ultimative Leistung“-Plan. Oder du nutzt das kostenlose Tool „ParkControl“ von Bitsum, das einen „Bitsum Highest Performance“-Modus anlegt.

Damit bleiben alle Kerne wach. Steam kann sofort zugreifen. Die „Pausen“ zwischen den Download-Chunks werden kürzer.

Der Preis: Etwas höherer Stromverbrauch. Bei einem Desktop-PC irrelevant. Beim Laptop solltest du es nur am Netzteil machen.

Dein System fit machen: Windows und Netzwerk richtig einstellen

Jetzt optimieren wir die Umgebung, in der Steam läuft. Diese Faktoren sind oft unterschätzt.

Kabel schlägt Funk – immer

Eine Ethernet-Verbindung (LAN-Kabel) ist einer WLAN-Verbindung immer überlegen. Immer. Keine Diskussion.

WLAN leidet unter:

  • Interferenzen durch Nachbar-Netzwerke
  • Physischen Hindernissen (Wände, Möbel)
  • Höherer Latenz und Instabilität
  • Paketverlusten bei hoher Last

Das führt zu unerklärlichen Download-Abbrüchen und stark schwankenden Geschwindigkeiten. Der Download springt zwischen 80 MB/s und 2 MB/s hin und her.

Es gibt genau einen Fall, wo WLAN schneller ist als LAN: Wenn deine LAN-Hardware kaputt ist. Ein defektes Kabel, das nur mit 100 Mbit/s statt 1 Gbit/s läuft. Oder ein Router-Port, der nicht mehr richtig funktioniert.

Falls LAN schneller sein sollte als WLAN, ist das kein WLAN-Vorteil. Es ist ein Alarmsignal für einen Hardware-Defekt.

Bei Download-Bremsen hilft es manchmal, das System insgesamt zu entschlacken. Mit dem Guide „Windows 11 fürs Gaming entschlacken“ findest du viele Stellschrauben, um Hintergrundprozesse zu reduzieren, die Steam beim Entpacken ausbremsen.

Falls du WLAN nutzen musst: Diese Einstellungen helfen

Manchmal ist ein LAN-Kabel logistisch unmöglich. Keller-Router, PC im dritten Stock, kein Kabel durch die Wände möglich.

Dann musst du dein WLAN maximal optimieren:

  • Router-Firmware aktualisieren: Alte Router-Software bremst massiv
  • 5-GHz-Band nutzen: Das 2,4-GHz-Band ist überfüllt und langsam. Moderne Router (Wi-Fi 5, 6, 7) haben 5 GHz – nutze es
  • Router zentral positionieren: Nicht im Schrank, nicht hinter Möbeln
  • „Getaktete Verbindung“ deaktivieren: Windows drosselt Downloads künstlich auf „getakteten“ Verbindungen. Gehe zu Einstellungen → Netzwerk & Internet → Deine WLAN-Verbindung → Eigenschaften → Getaktete Verbindung: Aus

Diese Schritte heben WLAN nicht auf LAN-Niveau. Aber sie minimieren die Nachteile.

Der Windows Defender bremst heimlich mit

Der Windows Defender scannt jede Datei, die auf deine Festplatte geschrieben wird. In Echtzeit. Bei jedem einzelnen Schreibvorgang.

Erinnerst du dich an die „I/O-Hölle“ aus Abschnitt 2? Steam schreibt Tausende kleine Dateien. Der Defender fängt jede ab, liest sie, scannt sie.

Das verdoppelt die I/O-Last. Deine SSD-Auslastung schießt auf 100 %, obwohl die SSD eigentlich schnell genug wäre.

Die Lösung: Eine Ausnahme für deinen Steam-Ordner. Der Defender ignoriert dann alle Schreibvorgänge in diesem Verzeichnis.

Die genaue Anleitung dazu findest du im Abschnitt „Schritt-für-Schritt“ weiter unten.

Keine Sorge wegen Sicherheit: Steam-Spiele kommen direkt von Valve, verschlüsselt und verifiziert. Das Risiko ist minimal. Der Performance-Gewinn ist massiv.

Wenn das Problem nicht bei dir liegt: Provider und Server checken

Manchmal liegt es tatsächlich nicht an deinem System. Sondern an Steam selbst. Oder an deinem Internetanbieter.

So erkennst du, ob Steams Server das Problem sind

Bevor du Stunden in lokale Optimierungen steckst, solltest du prüfen, ob Steams Server überhaupt funktionieren.

Es gibt drei Tools dafür:

  1. Offizielle Traffic-Karte: store.steampowered.com/stats/content/ – Zeigt globale Download-Aktivität nach Region und Provider
  2. Inoffizielles Dashboard: steamstat.us – Zeigt die Last einzelner Server (Frankfurt, München, etc.) in Echtzeit. „High load“ oder „Full load“ bedeutet: überlastet
  3. Visuelle Karte: steamstatus.io – Farbcodierte Übersicht (Blau = OK, Orange = Hohe Last, Rot = Ausfall)

Wenn steamstat.us für deutsche Server „High load“ meldet, ist die Sache klar: Wechsel die Download-Region (siehe oben).

Steams Server haben zu Stoßzeiten (Abends, Release-Tage) echte Probleme. Das ist nicht Paranoia. Das ist messbar.

ISP-Drosselung entlarven – der Vier-Schritte-Test

Ein häufiges, aber schwer nachweisbares Problem: Dein Internetanbieter drosselt gezielt Steam-Traffic.

So beweist du es:

  1. Speedtest (Ookla, Fast.com): Volle Geschwindigkeit? ✓
  2. Anderer Launcher (Epic Games, Battle.net): Voller Speed? ✓
  3. Steam-Download: Extrem langsam? ✗
  4. VPN aktivieren: Steam plötzlich schnell? ✓

Wenn alle vier Punkte zutreffen, drosselt dein Provider. Das VPN verschlüsselt deinen Traffic – der Provider kann nicht mehr sehen, dass es Steam ist, und kann daher nicht drosseln.

Das ist „Packet Shaping“. Technisch legal, ethisch fragwürdig. Aber es passiert.

Deutschland-spezial: Das Telekom-IPv4-Problem

Wenn du bei der Telekom oder einem ihrer Reseller (1&1, Congstar, etc.) bist, gibt es ein spezifisches Problem: Die Telekom drosselt Steam-Traffic gezielt auf IPv4-Verbindungen.

Der Grund ist ein Geschäftskonflikt. Valve und die Telekom streiten über Peering-Gebühren – also wer für die massiven Datenmengen zahlt. Die Telekom drosselt als Druckmittel.

Rufe die Hotline an, und sie leugnen es. „Steam ist das Problem, nicht wir.“ Bullshit.

Aber es gibt eine Lösung.

Der IPv6-Workaround für Telekom-Kunden

Die Telekom bietet VDSL- und Glasfaseranschlüsse als „Dual Stack“ an. Du hast gleichzeitig eine IPv4- und eine IPv6-Adresse.

Die Drosselung betrifft nur IPv4. IPv6 ist sauber.

Die Lösung: Deaktiviere IPv4 temporär am PC (nicht am Router). Windows und Steam nutzen dann zwangsläufig IPv6. Die Drosselung ist umgangen.

Steam ist voll IPv6-fähig. Entgegen alter Gerüchte funktioniert das einwandfrei.

Die genaue Anleitung steht im nächsten Abschnitt.

Wichtig: Aktiviere IPv4 nach dem Download wieder. Manche alten Webdienste laufen nur auf IPv4. Du willst nicht, dass Netflix oder deine Bank nicht mehr funktionieren.

DNS wechseln – was es bringt und was nicht

Eine beliebte Empfehlung: Wechsel den DNS-Server zu Google (8.8.8.8) oder Cloudflare (1.1.1.1).

Lass uns ehrlich sein: Ein DNS-Wechsel erhöht nicht deine Download-Geschwindigkeit. DNS ist nur das „Telefonbuch“ des Internets. Es übersetzt steampowered.com in eine IP-Adresse. Dieser Vorgang dauert Millisekunden und passiert nur einmal pro Session.

Der Durchsatz deiner Downloads wird nicht berührt.

Wann hilft es trotzdem? Wenn dein Provider DNS-basierte Zensur oder Umleitung betreibt. Wenn er steampowered.com auf einen falschen, langsamen Server umleitet. Oder den Zugriff blockiert.

Dann behebt ein externer DNS (Cloudflare gilt als schnellster) dieses spezifische Konnektivitätsproblem.

Es ist ein Nischen-Fix. Aber in dieser Nische Gold wert.

Schritt-für-Schritt: So setzt du die Lösungen um

Genug Theorie. Jetzt wird’s praktisch. Hier sind die exakten Anleitungen für die wichtigsten Fixes.

Windows Defender-Ausnahme einrichten

  1. Öffne „Windows-Sicherheit“ (über die Taskleiste oder das Startmenü)
  2. Klicke auf „Viren- & Bedrohungsschutz“
  3. Unter „Einstellungen für Viren- & Bedrohungsschutz“ auf „Einstellungen verwalten“
  4. Scrolle nach unten zu „Ausschlüsse“ und klicke „Ausschlüsse hinzufügen oder entfernen“
  5. Klicke „+ Ausschluss hinzufügen“ → „Ordner“
  6. Navigiere zu deinem Steam-Ordner (Standard: C:\Program Files (x86)\Steam) und wähle ihn aus
  7. Wiederhole das für alle zusätzlichen Spielebibliotheken auf anderen Laufwerken

Fertig. Der Defender ignoriert jetzt Steam-Schreibvorgänge.

DNS-Server ändern

Windows 11:

  1. Einstellungen → Netzwerk & Internet
  2. Klicke auf deinen aktiven Adapter (Ethernet oder WLAN)
  3. Klicke bei „DNS-Serverzuweisung“ auf „Bearbeiten“
  4. Wähle „Manuell“ statt „Automatisch (DHCP)“
  5. Aktiviere IPv4
  6. Trage ein:
    • Bevorzugter DNS: 1.1.1.1 (Cloudflare)
    • Alternativer DNS: 1.0.0.1
    • Oder Google: 8.8.8.8 und 8.8.4.4
  7. Klicke „Speichern“

Windows 10:

  1. Systemsteuerung → Netzwerk und Internet → Netzwerk- und Freigabecenter
  2. Links auf „Adaptereinstellungen ändern“
  3. Rechtsklick auf deinen Adapter → Eigenschaften
  4. Wähle „Internetprotokoll Version 4 (TCP/IPv4)“ → Eigenschaften
  5. Wähle „Folgende DNS-Serveradressen verwenden“
  6. Trage die gleichen Adressen wie oben ein

CPU-Kerne manuell zuweisen (E-Core-Fix)

Nur für Intel 12. Generation und neuer:

  1. Starte den Steam-Download
  2. Öffne den Task-Manager (Strg + Umschalt + Esc)
  3. Gehe zum Tab „Details“
  4. Suche steam.exe oder steamwebhelper.exe (der mit der höchsten CPU-Last)
  5. Rechtsklick → „Zugehörigkeit festlegen“
  6. Deaktiviere alle E-Cores (bei einem i7-12700K wären das CPU 8-15). Behalte nur die P-Cores (CPU 0-7) aktiviert
  7. Klicke OK

Diese Einstellung ist temporär. Du musst sie nach jedem Steam-Neustart wiederholen.

Für eine permanente Lösung brauchst du „Process Lasso“ (kostenlos). Das Tool merkt sich die Zuweisungen dauerhaft.

Wenn du herausfinden willst, ob nicht doch deine Hardware der Flaschenhals ist, lohnt sich ein Blick darauf, welche Komponenten man zuerst aufrüsten sollte, wenn der PC sich plötzlich langsam anfühlt – der Artikel „Welche Hardware aufrüsten, wenn der PC langsam läuft?“ hilft dir dabei, Engpässe wie schwache CPUs oder überlastete SSDs sicher zu identifizieren.

IPv6 priorisieren bei Provider-Problemen

Nur für Telekom-Kunden (und Reseller):

  1. Öffne die Systemsteuerung
  2. Gehe zu Netzwerk und Internet → Netzwerk- und Freigabecenter
  3. Links auf „Adaptereinstellungen ändern“
  4. Rechtsklick auf deinen Adapter (Ethernet) → Eigenschaften
  5. Suche „Internetprotokoll, Version 4 (TCP/IPv4)“
  6. Entferne den Haken bei diesem Eintrag
  7. Klicke OK

Der Adapter setzt sich kurz zurück. Windows nutzt jetzt nur noch IPv6. Starte deinen Steam-Download.

Wichtig: Mache diese Änderung nach dem Download rückgängig. Manche Webseiten laufen nur auf IPv4.

Wenn du wissen willst, ob dein Router das Nadelöhr ist, kann der Überblick „Bester Gaming-Router“ eine sinnvolle Orientierung geben – gerade bei Providern mit schlechtem Peering lohnt sich ein stärkeres Gerät.