Du suchst einen Gaming-Monitor für unter 100 Euro? Dann bewegst du dich in einem Terrain, das mehr Mut zur Recherche verlangt als jeder Grafikkartenkauf.
Denn Hand aufs Herz: In dieser Preisklasse geht es nicht darum, das Beste zu bekommen – sondern das Klügste. Die Herausforderung ist nicht, den schnellsten oder schärfsten Monitor zu finden, sondern den, der mit minimalem Budget den maximalen Nutzen bringt. Genau darum geht es hier.
Die große Versuchung: Ein fettes „1ms!“, „144Hz!“ oder „Gaming!“-Label auf einem Preisschild mit zwei Ziffern. Klingt nach einem Deal. Ist es oft nicht.
Was du brauchst, ist Klarheit: Was ist Marketing – und was echte Gaming-Power? Wie kannst du mit gezielten Entscheidungen und etwas Know-how einen Monitor finden, der dir flüssiges Gameplay bringt, statt nur schöne Zahlen auf dem Karton?
Und vor allem: Was lohnt sich wirklich – neu, gebraucht oder ein smarter Stretch über die 100-Euro-Grenze hinaus?
Lass uns die Realität entzaubern und gemeinsam Strategien entwickeln, mit denen du nicht weniger ausgibst, sondern mehr herausholst.
Die große Strategiefrage
Bevor du dir Spezifikationen, Modelle oder Testberichte anschaust, musst du eine Grundsatzentscheidung treffen. Du hast drei Wege – jeder mit seinen eigenen Chancen und Fallstricken:
1. Neu und günstig:
Hier findest du Modelle, die knapp unter 100 Euro liegen. Oft solide Büro-Monitore mit 100 Hz und Gaming-Flair – keine Wunderdinge, aber durchaus tauglich für Einsteiger.
2. Gebraucht, aber besser:
Du willst mehr Technik fürs gleiche Geld? Dann ist der Gebrauchtmarkt deine Schatztruhe. Für unter 100 Euro bekommst du hier oft echte High-End-Geräte aus der Vergangenheit – aber nur, wenn du weißt, worauf du achten musst.
Viele Leser fragen sich, ob HDMI oder DisplayPort für Gaming besser geeignet ist – vor allem wenn man hohe Bildraten und Adaptive Sync ausreizen will. Eine gute Entscheidungshilfe bietet unser Vergleich HDMI vs. DisplayPort im Gaming-Kontext, der alle Vor- und Nachteile beider Anschlüsse klar erklärt.
3. Der „Value Stretch“ (mein Favorit):
Du schraubst dein Budget minimal auf – sagen wir, auf 120 oder 130 Euro – und bekommst dafür einen massiven Leistungsschub. Mehr Hz, besseres Panel, moderne Anschlüsse. Der Unterschied ist nicht nur messbar – du spürst ihn beim Zocken.
Dieser Artikel hilft dir, alle drei Wege zu verstehen – und den zu wählen, der wirklich zu dir passt. Ohne Technik-Blabla. Sondern mit konkreten, nachvollziehbaren Argumenten, auf die du dich verlassen kannst.
Was einen Gaming-Monitor ausmacht
Damit ein Monitor zum Gaming taugt, muss er mehr können als nur ein Bild anzeigen. Es geht um Flüssigkeit, Reaktionsschnelligkeit und visuelle Klarheit – all das kann dein Spielgefühl maßgeblich verbessern (oder ruinieren). Hier erfährst du, was zählt – und was in der Sub-100-Euro-Klasse realistisch ist.
Bildwiederholrate: Warum 100 Hz dein neues Minimum ist
Stell dir vor, dein Spiel ist ein Film – und dein Monitor bestimmt, wie viele Bilder pro Sekunde du siehst. Genau das ist die Bildwiederholrate, gemessen in Hertz (Hz).
- 60 Hz ist das alte Minimum, das du von klassischen Bürobildschirmen kennst. Spielbar, aber wenig flüssig.
- 75 Hz ist ein spürbares Upgrade – und in der Budget-Klasse mittlerweile Standard.
- 100 Hz ist das neue Ziel: sichtbar flüssiger, deutlich angenehmer beim Spielen, und mit etwas Glück unter 100 Euro machbar.
- 144 Hz und mehr sind Premium – machbar ab etwa 110–130 Euro (dazu später mehr beim „Value Stretch“).
Kurz gesagt: Je mehr Hz, desto flüssiger dein Gameplay. Und das ist nicht nur Gefühl, sondern handfester Vorteil – besonders bei schnellen Spielen wie Shootern oder Racing-Games.
Wenn du etwas mehr investieren kannst, findest du auch Geräte, die sich klar von klassischen Office-Modellen abheben. Ein Beispiel dafür ist der HP X27i im Test – ein 144-Hz-Monitor mit 2K-Auflösung, der in Sachen Bildqualität neue Maßstäbe setzt.
Reaktionszeit: Die 1-ms-Lüge und was wirklich zählt
Viele günstige Monitore werben mit „1 ms Reaktionszeit“. Klingt gut, oder? Leider steckt dahinter oft ein Trick.
Denn es gibt zwei Messmethoden:
- GtG (Grey-to-Grey): realistischer, misst echte Pixel-Übergänge.
- MPRT (Motion Picture Response Time): nutzt Tricks wie Backlight-Strobing – sieht auf dem Papier schnell aus, ist aber oft mit Flimmern oder Helligkeitsverlust verbunden.
Wichtig für dich: Ein solider GtG-Wert (3–5 ms) ist oft die bessere Wahl als ein „1 ms MPRT“, das in der Praxis Kompromisse erfordert.
Wenn ein Monitor beide Werte nennt – z. B. 4 ms GtG und 1 ms MPRT – bist du gut informiert. Fehlt diese Differenzierung? Dann ist Vorsicht angesagt.
Panel-Technologien
In günstigen Gaming-Monitoren findest du drei Panel-Arten. Jede hat ihre Stärken und Schwächen.
- IPS (In-Plane Switching): Bietet tolle Farben, breite Blickwinkel – perfekt für schöne Spiele oder wenn du oft seitlich draufblickst. Etwas weniger Kontrast, aber im Budgetbereich die beste Allround-Wahl.
- VA (Vertical Alignment): Super Kontrast und tiefe Schwarztöne – ideal für dunkle Spiele. Aber oft langsamer bei Bewegungen, was zu Schlieren führen kann („Ghosting“).
- TN (Twisted Nematic): Sehr schnell, aber schlechte Farben und enge Blickwinkel. Heute kaum noch in neuen Budget-Modellen – nur noch auf dem Gebrauchtmarkt wirklich präsent.
Empfehlung: Wenn du kannst, greif zu IPS – in dieser Preisklasse bekommst du oft schon erstaunlich gute Panels.
Auflösung & Größe
Vergiss 4K oder WQHD – für unter 100 Euro ist Full HD (1920×1080) gesetzt. Und das ist gut so.
Warum?
- 24 Zoll + 1080p = gute Schärfe. Du bekommst etwa 92 PPI – das reicht für Games, Arbeit und Streaming.
- 27 Zoll + 1080p = weniger Schärfe. Das Bild wirkt körniger, einzelne Pixel sind sichtbar – besonders bei Texten störend.
Darum gilt: 24 Zoll ist der Sweet Spot, besonders wenn du eher auf Präzision als Immersion setzt.
Adaptive Sync
Nichts nervt mehr als „Screen Tearing“ – wenn das Bild zerreißt, weil dein Monitor und deine Grafikkarte nicht synchron sind.
Die Lösung heißt Adaptive Sync – also die dynamische Anpassung der Bildwiederholrate.
Es gibt zwei Lager:
- AMD FreeSync: Offener Standard, mittlerweile fast überall im Budget-Segment.
- NVIDIA G-Sync Compatible: Funktioniert mit vielen FreeSync-Monitoren, aber nicht garantiert – achte auf das Label!
Merke: FreeSync ist Pflicht, G-Sync ein Bonus. Wenn du eine NVIDIA-Karte hast, schau genau hin, ob der Monitor als „kompatibel“ gilt – oder teste es selbst.
Anschlüsse & Ergonomie
Anschlussseitig sollte ein Monitor mindestens HDMI bieten – besser noch HDMI + DisplayPort. Letzterer ist oft nötig, um höhere Bildraten auch wirklich durchzubekommen.
Viele günstige Monitore kommen nur mit einem einfachen Standfuß. Höhenverstellung? Fehlanzeige.
Die Lösung heißt VESA-Halterung. Ein günstiger Monitorarm (ab 25 Euro) gibt dir alle Freiheiten, die dir der Werksfuß verwehrt – ergonomisch, platzsparend, clever.
Wenn du über VESA-Halterungen nachdenkst, ist auch ein Blick auf randlose Monitore interessant. Sie sind nicht nur stylisch, sondern auch perfekt für Multi-Monitor-Setups geeignet – gerade dann, wenn du deinen Arbeitsplatz später erweitern möchtest.
Die besten Monitore unter 100 Euro
Ja, du kannst mit einem zweistelligen Budget einen brauchbaren Gaming-Monitor bekommen. Aber du musst wissen, wo du suchen musst und was du erwarten kannst.
Hier sind die aktuell überzeugendsten Modelle – realistisch erhältlich für unter 100 Euro (oft im Angebot), mit ehrlicher Einordnung.
Acer EK1 EK251QEbi
- Panel: 24,5 Zoll IPS
- Auflösung: 1080p
- Bildwiederholrate: 100 Hz
- Reaktionszeit: 4 ms GtG / 1 ms VRB
- Adaptive Sync: FreeSync
- Ergonomie: Nur Neigung
- Besonderheit: VESA-kompatibel
Fazit: Solider Allrounder. Flüssig, farbstark, minimalistisch. Kein Highlight – aber zuverlässig.
Lenovo L24i-4B
- Panel: 23,8 Zoll IPS
- Auflösung: 1080p
- Bildwiederholrate: 100 Hz
- Reaktionszeit: 1 ms (vermutlich MPRT)
- Adaptive Sync: FreeSync
- Ergonomie: Nur Neigung
- Anschlüsse: HDMI + VGA
Fazit: Preis-Leistungs-Tipp, besonders wenn im Angebot für 89 €. Scharfes Bild, schlichtes Design, perfekt für Einsteiger.
ASUS VA24EHF
- Panel: 23,8 Zoll IPS
- Auflösung: 1080p
- Bildwiederholrate: 100–120 Hz
- Reaktionszeit: 1 ms MPRT
- Adaptive Sync: Ja
- Ergonomie: Nur Neigung
Fazit: Einer der besten Einsteiger-Gaming-Monitore mit IPS. Schlank, schnell, günstig.
MSI G2422 / G242LW
- Panel: 23,8 Zoll IPS
- Auflösung: 1080p
- Bildwiederholrate: 144 Hz (!)
- Reaktionszeit: 1 ms (unspezifiziert)
- Adaptive Sync: FreeSync
- Preis: Teilweise für 79 € im Angebot
Fazit: Wenn du diesen Monitor für unter 100 € bekommst – zugreifen! 144 Hz für den Preis ist Wahnsinn.
Die Value-Stretch-Strategie
Jetzt kommt der vielleicht wichtigste Tipp dieses Artikels: Wenn du kannst, geh ein bisschen über dein Limit. Nur 20 oder 30 Euro mehr – und du betrittst eine neue Liga.
Was du bekommst:
- 180 Hz statt 100 Hz
- G-Sync-Kompatibilität für NVIDIA-Karten
- Schnellere Reaktionszeiten
- Modernere Anschlüsse
- Mehr Zukunftssicherheit
Ein Beispiel:
LG UltraGear 24GS60F-B
- Panel: 23,8 Zoll IPS
- Bildwiederholrate: 180 Hz
- Adaptive Sync: FreeSync + G-Sync Compatible
- Anschlüsse: HDMI 2.0 + DisplayPort
- Preis: ab ca. 113 €
Fazit: Der König des „Low Budget Gaming“. Hier stimmt einfach alles – für unter 120 € kaum zu schlagen.
Oder:
MSI G255F
- Panel: 24,5 Zoll Rapid IPS
- Bildwiederholrate: 180–200 Hz
- Reaktionszeit: 0,5 ms (!)
- Adaptive Sync: FreeSync Premium
- Preis: teils im Angebot unter 100 €
Fazit: Wer schnell klickt, bekommt hier High-End-Werte zum Sparpreis.
Bottom Line: Die paar Euro mehr lohnen sich. Du merkst den Unterschied – und dein Geld arbeitet härter für dich.
Der Gebrauchtmarkt
Wenn du bereit bist, ein bisschen zu suchen (und Risiken bewusst einzugehen), dann ist der Gebrauchtmarkt dein Spielfeld.
Hier findest du Monitore, die neu 250+ Euro gekostet haben – jetzt für unter 100. Klingt gut? Ist es. Wenn du’s richtig angehst.
Wo suchen?
- Kleinanzeigen (privat): Günstig, aber unsicher. Prüfen ist Pflicht.
- Refurbisher (z. B. Backmarket, Furbify, preiswertepc.de): Etwas teurer, aber geprüft, mit Garantie.
Was du bekommst:
- Business-Monitore mit Top-IPS-Panels
- WQHD-Modelle mit 144 Hz (ältere Generation)
- Exzellente Ergonomie – Höhenverstellung, Pivot, alles dabei
Aber Achtung: Oft „nur“ 60–75 Hz. Perfekt für strategische Spiele, RPGs oder Content Creation – weniger für Shooter-Fanatiker.
Profi-Tipp: Dein Inspektionsprotokoll für gebrauchte Monitore
Du willst privat kaufen? Dann prüfe den Monitor wie ein Experte:
- Pixelfehler-Test: Nutze Tools wie DeadPixelTest.org
- Backlight Bleed & IPS Glow: Schwarzes Testbild im Dunkeln
- Homogenität: Graue Testbilder für gleichmäßige Helligkeit
- Anschlüsse checken: HDMI und DisplayPort mit eigenem Laptop testen
- Langzeittest: 30+ Minuten laufen lassen – flackert er? Wird er heiß?
Wenn du diese Punkte abhaken kannst, hast du einen echten Gaming-Schatz gefunden.
Fazit
Du hast jetzt drei realistische Wege kennengelernt, um auch mit begrenztem Budget flüssig, scharf und reaktionsschnell zu zocken:
- Für Sparfüchse mit festen 100 €: Greif zu einem guten 100-Hz-IPS-Monitor wie dem Lenovo L24i oder Acer EK251QEbi.
- Für clevere Aufrüster: Investiere etwas mehr in ein Modell mit 144–180 Hz. Der Unterschied ist riesig – vor allem bei schnellen Games.
- Für Technikjäger: Durchstöbere den Gebrauchtmarkt. Mit Wissen und Checkliste findest du Monitore, die in puncto Bildqualität sogar Neuware schlagen.
Und das Wichtigste: Lass dich nicht von Buzzwords blenden. Ein „1 ms“-Sticker macht noch keinen Gaming-Monitor – aber dein Wissen schon.
Wenn du dich für ein Modell knapp über der 100-Euro-Grenze entscheidest, könnten auch gute Gaming-Monitore unter 200 Euro für dich spannend sein – sie bieten teils 165 Hz, USB-C oder höhenverstellbare Ständer.