Days Gone ist kein perfektes Spiel. Und doch bleibt es vielen im Gedächtnis. Vielleicht, weil es eben nicht glatt poliert war. Vielleicht, weil es sich getraut hat, ein bisschen ruppig zu sein. Oder weil du – genau wie viele andere – irgendwann aufgehört hast, das Spiel wegen seiner Schwächen zu spielen, und angefangen hast, es trotzdem zu lieben.
Du suchst jetzt also nach Spielen, die dieses Gefühl einfangen. Nicht nach einem Klon. Sondern nach einem Spiel, das dich ähnlich fesselt. Mit rauem Charme, offenen Straßen, emotionaler Schwere oder einem intensiven Überlebensgefühl. Genau da setzen wir an.
Die drei Säulen des Days-Gone-Erlebnisses
Bevor wir auf Alternativen eingehen, lass uns kurz klären, worüber wir hier überhaupt sprechen. Was macht Days Gone aus? Warum hat es dich nicht mehr losgelassen?
Diese drei Aspekte bilden den Kern:
- Der Drifter-Lebensstil: Dein Motorrad ist kein Fahrzeug, es ist dein Zuhause. Es zwingt dich, zu planen, zu tanken, zu reparieren – es erdet dich in der Welt.
- Die offene, gefährliche Welt: Oregon fühlt sich nicht wie eine Spielwiese an, sondern wie ein Feind. Es herrscht permanente Anspannung. Und irgendwann das Gefühl, sie endlich zu beherrschen.
- Die Horde: Die Freaker sind keine Zombies, sie sind eine Naturgewalt. Ihr Anblick ist beängstigend, ihr Verhalten dynamisch – und der Kampf gegen sie ein echter Höhepunkt.
Alle Spiele, die du gleich kennenlernst, greifen mindestens einen dieser Aspekte auf – manche mehrere.
The Last of Us vs. Days Gone: Zwei Wege durch die Apokalypse
Fangen wir mit dem naheliegendsten Vergleich an: The Last of Us (Teil 1 & 2). Beide Spiele stammen aus der Sony-First-Party-Familie, beide erzählen eine Geschichte in einer von Infizierten überrannten Welt – aber das war’s auch fast schon mit den Gemeinsamkeiten.
The Last of Us ist wie ein Kinofilm, bei dem du den Controller in der Hand hältst. Es ist fokussiert, düster, skriptgesteuert. Du spielst keine Welt – du erlebst eine Geschichte.
Days Gone dagegen lässt dir Raum. Du entscheidest, wann du wohin fährst, was du tust und wem du hilfst. Die Geschichte schiebt sich nicht vor das Spiel, sie entwickelt sich aus deinem Handeln.
Und doch: Wenn du emotional involvierende Charaktere, eine ernste Welt und ein dichtes Überlebensgefühl suchst, sind beide Spiele absolut vergleichbar. Besonders, wenn du dich für düstere Erzählungen begeistern kannst, in denen Hoffnung selten, aber kostbar ist.
Wer den düsteren Ton und das emotionale Storytelling von The Last of Us schätzt, findet auch in Detroit: Become Human ähnliche erzählerisch getriebene Spieleerlebnisse, bei denen Entscheidungen echten Einfluss haben – ideal für alle, die nicht nur kämpfen, sondern fühlen wollen
Red Dead Redemption 2: Die melancholische Reise eines Outlaws
Was hat ein Western-Epos mit einem Zombie-Spiel zu tun? Auf den ersten Blick: nichts. Auf den zweiten Blick: alles.
In beiden Spielen begleitest du einen Mann, der langsam seine Vergangenheit verarbeitet – auf einem Pferd oder Motorrad, durch Wildnis und Gefahr. Beide Welten leben von Details, Atmosphäre und Momenten, die dir im Gedächtnis bleiben. Ein Sonnenuntergang. Eine Gitarre am Lagerfeuer. Eine Leiche am Straßenrand.
Und dann ist da noch das Tempo. Beide Spiele ticken langsam. Sie erwarten von dir, dass du dich einlässt. Dass du nicht nur durchhetzt, sondern innehältst. Dass du Menschen kennenlernst – und sie verlierst. Red Dead Redemption 2 ist vielleicht das Spiel mit dem größten erzählerischen Gewicht seit Days Gone – nur ohne Freaker.
Wenn du Stille, Reflexion und eine Bindung zu deinem Reittier suchst, ist RDR2 deine nächste Station.
Wenn dir die Atmosphäre und das historische Setting gefallen haben, solltest du einen Blick auf Kingdom Come: Deliverance 2 werfen. Das Spiel bietet eine glaubwürdige, mittelalterliche Welt – ganz ohne Zombies, aber mit mindestens genauso viel Überlebensgefühl.
Mad Max: Wenn dein Auto dein bester Freund ist
Stell dir vor, das Motorrad aus Days Gone wäre nicht aus Metall, sondern aus Wut geschmiedet. Willkommen bei Mad Max.
In diesem postapokalyptischen Open-World-Spiel ist dein Fahrzeug – das „Magnum Opus“ – nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern Waffe, Zuflucht und Verbündeter. Es braucht Benzin, Upgrades und Liebe. Und es steht dir in einer gnadenlosen Welt zur Seite, in der Überleben keine Selbstverständlichkeit ist.
Die Parallelen sind unübersehbar: Beide Spiele lassen dich durch ein zerstörtes Land fahren, Lager ausheben, Ressourcen sammeln und dein Vehikel nach und nach zur ultimativen Kampfmaschine machen. Nur dass Mad Max dabei einen Gang höher schaltet – und dich mitten in explosive Autokämpfe wirft.
Wenn du das Gefühl liebst, mit deinem Vehikel verschmolzen zu sein, ist Mad Max ein echter Geheimtipp. Und das Beste: Es wird oft günstig angeboten.
Dying Light: Zombies, aber mit Parkour
Dying Light fühlt sich an wie Days Gone – nur in vertikal. Während du in Oregon die Straßen kontrollierst, lernst du in Harran, die Dächer zu beherrschen.
Statt Motorrad fährst du mit deinen Beinen – und zwar flink, akrobatisch und mit einer Prise Parkour. Die Bewegungsfreiheit ist enorm. Du springst über Abgründe, kletterst auf Dächer und entkommst Horden, indem du nach oben fliehst.
Der Vergleich macht besonders dann Sinn, wenn du an zwei Aspekten von Days Gone hängengeblieben bist: dem Überlebensdruck und dem Tag-Nacht-Zyklus. Denn nachts wird Dying Light zur reinsten Nervenprobe – und die Monster deutlich aggressiver.
Teil 2 geht noch weiter, mit Entscheidungen, Fraktionen und einer dynamischen Welt. Aber egal, welchen Teil du spielst: Wenn du den Nervenkitzel suchst, ständig gejagt zu werden – und einen Weg da raus brauchst – bist du hier richtig.
State of Decay 2: Community statt Einzelkämpfer
Du willst kein einsamer Drifter sein, sondern lieber eine kleine Gruppe von Überlebenden anführen? Dann ist State of Decay 2 genau dein Spiel.
Hier dreht sich alles um das Management deiner Community. Du baust eine Basis, sammelst Ressourcen, organisierst Patrouillen – und triffst Entscheidungen, die Leben kosten können. Anders als in Days Gone steht nicht ein einzelner Held im Mittelpunkt, sondern deine ganze Gruppe. Und: Jeder Charakter kann sterben. Für immer.
Der emotionale Impact ist ein anderer – aber er ist da. Du entwickelst Bindungen, planst langfristig, verlierst Menschen. Während Days Gone dir die Geschichte von Deacon erzählt, schreibst du in State of Decay 2 deine eigene.
Wenn du auf systemisches Gameplay stehst, Permadeath verkraftest und mehr Verwalter als Held sein willst, findest du hier eine faszinierende Alternative.
Wenn dir die Verwaltung einer Gemeinschaft gefällt, aber du ein noch komplexeres System suchst, schau dir Spiele wie Path of Exile an. Besonders der zweite Teil bringt mit seinem düsteren Ton und taktischer Tiefe eine neue Ebene ins Spiel.
Far Cry & Rage 2: Offene Welt, offene Rechnungen
Nicht jedes Spiel muss tiefgründig sein, um Spaß zu machen. Far Cry und Rage 2 beweisen das. Beide setzen auf dieselbe Grundstruktur wie Days Gone: du entdeckst eine offene Welt, säuberst Außenposten, schaltest Schnellreisen frei und sammelst Ressourcen.
In Far Cry hast du es mit Söldnern, in Rage 2 mit durchgeknallten Mutanten zu tun – aber der Loop bleibt gleich: schleichen, kämpfen, upgraden.
Was fehlt? Die emotionale Tiefe. Was du bekommst? Pures Gameplay-Vergnügen, das sich hervorragend zum Abschalten eignet. Und in Sachen emergenter Chaosmomente stehen sie Days Gone in nichts nach. Wilde Tiere, fahrende Patrouillen, skriptfreie Begegnungen – du weißt nie, was als Nächstes passiert.
Wenn du sagst: „Gib mir mehr Welt, mehr Action, weniger Drama“ – dann wirst du hier fündig.
World War Z, Helldivers 2 & Co.: Wenn’s nur um die Horde geht
Vielleicht hat dich gar nicht die Story von Days Gone gepackt. Vielleicht war es dieser eine Moment: Du stehst auf einer Brücke, unter dir Hunderte Freaker. Du rennst. Sie rennen schneller. Du wirfst einen Molotow. Noch zehn hinter dir. Panik. Adrenalin. Das war’s.
Wenn genau dieses Gefühl dein Highlight war, dann solltest du Helldivers 2, World War Z oder sogar Left 4 Dead 2 ausprobieren. Sie alle konzentrieren sich voll und ganz auf das Konzept der Horde. Nicht als Beiwerk – sondern als Herzstück.
- Helldivers 2: Sci-Fi, Koop, strategisch. Riesige Schwärme, gewaltige Waffen und das Gefühl, auf Messers Schneide zu operieren.
- World War Z: Lineare Missionen, aber dichte Action und Zombies, die Pyramiden bauen – kein Witz.
- Left 4 Dead 2: Der Klassiker. Perfektes Tempo, Koop, klare Rollenverteilung.
- Dead Rising: Die humorvolle Variante. Hunderte Zombies, skurrile Waffen, Chaos pur.
Wenn du nur das Adrenalin suchst, dann sind das deine Spiele.
Du willst noch mehr dystopische Welten erleben, am besten mit philosophischem Unterton? Dann könnten dich auch Spiele wie Valheim interessieren – weniger Horror, aber viel Einsamkeit, Erkundung und Atmosphäre.
Fazit
Days Gone ist kein perfektes Spiel – aber es ist ein einzigartiges. Kein anderes Spiel kombiniert seine Elemente ganz genau so: die Bindung an ein Fahrzeug, das emergente Überleben, die langsame, melancholische Charakterentwicklung und die finale Eskalation in Form der Horde.
Aber das heißt nicht, dass du es nicht ersetzen kannst. Im Gegenteil: Viele Spiele greifen einzelne Aspekte auf – und perfektionieren sie sogar. Ob du nun lieber tief in die Story tauchst (The Last of Us), auf deinem Motorrad durch Ödland rast (Mad Max), Parkour durch Zombie-Massen betreibst (Dying Light) oder mit Freunden Horden niedermähst (Helldivers 2) – du hast Optionen.
Am Ende ist es wie mit dem echten Drifter-Leben: Es gibt keinen festgelegten Weg. Du musst fahren, sehen, erleben – und herausfinden, was für dich funktioniert.