Stell dir vor, du sitzt in einem Café und jemand tippt neben dir auf seinem Laptop. Klack-klack-klack-klack. So laut, dass du dich fragst, ob die Person gerade einen Roman schreibt oder einfach nur sehr wütende E-Mails verschickt.
Oder vielleicht bist du selbst dieser Mensch. (Kein Urteil. Wir sind alle schon mal diese Person gewesen.)
Der Grund für dieses akustische Theater? Die Switches unter den Tasten. Also die kleinen Schalter, die entscheiden, wie sich deine Tastatur anfühlt, wie sie klingt und wie schnell du tippen kannst, bevor deine Finger streiken.
Und hier ist die gute Nachricht: Du musst dich nicht mit dem zufriedengeben, was dir der Laptop-Hersteller vorgesetzt hat. Es gibt eine ganze Welt da draußen – voller Switches, die genau so sind, wie du sie brauchst.
Dieser Artikel hilft dir, herauszufinden, welcher Switch-Typ zu dir passt. Ohne Fachchinesisch. Ohne dass du einen Ingenieurs-Abschluss brauchst. Nur du, deine Finger und die Frage: Was fühlt sich richtig an?
Was sind Tastatur-Switches – und warum sollte dich das überhaupt interessieren?
Ein Switch ist das Herzstück jeder Taste. Es ist der kleine Mechanismus, der unter der Tastenkappe sitzt und entscheidet, wann ein Tastendruck registriert wird.
Bei den billigen Gummi-Tastaturen, die du vielleicht aus dem Büro kennst, ist das eine simple Gummikuppel. Du drückst drauf, sie gibt nach, fertig. Das Gefühl? Oft matschig. Die Lebensdauer? Naja.
Bei mechanischen Tastaturen ist jeder Switch ein eigenständiger kleiner Apparat mit Federn, beweglichen Teilen und – je nach Typ – sogar speziellen Klick-Mechanismen. Das Ergebnis: Sie fühlen sich besser an, halten länger (oft über 50 Millionen Tastenanschläge) und geben dir echtes Feedback.
Warum das wichtig ist:
- Du tippst schneller und präziser, weil du spürst, wann die Taste auslöst
- Deine Finger ermüden weniger, weil du nicht ständig bis zum Anschlag durchdrücken musst
- Du kannst den Klang und das Gefühl wählen, statt dich mit „Einheitsbrei“ abzufinden
- Du hast mehr Spaß beim Tippen (ja, wirklich – das ist kein Marketing-Sprech)
Kurz gesagt: Der richtige Switch kann den Unterschied machen zwischen „Ich muss jetzt arbeiten“ und „Ich will jetzt arbeiten“. Oder zumindest zwischen „erträglich“ und „eigentlich ganz angenehm“.
Die drei großen Switch-Familien im Überblick
Es gibt drei Haupt-Archetypen von mechanischen Switches. Denk an sie wie an drei Persönlichkeiten:
Lineare Switches: Für alle, die auf Tempo stehen
Das Gefühl: Stell dir vor, du schneidest mit einem scharfen Messer durch weiche Butter. Kein Widerstand, kein Huckel, kein Klick. Einfach nur: swoosh, von oben nach unten.
Lineare Switches haben einen gleichmäßigen, glatten Widerstand über den gesamten Tastenweg. Du drückst die Taste runter, sie geht runter. Keine Überraschungen. Keine Ablenkungen.
Wofür sie gut sind:
- Gaming: Wenn du in Valorant oder CS:GO Millisekunden-schnelle Reaktionen brauchst, willst du keine Unterbrechung im Tastenweg. Du willst: drücken, auslösen, fertig.
- Schnelles Tippen: Wenn du ein Vielschreiber bist, der einfach nur „durchfließen“ will, ohne ständig einen kleinen Huckel zu spüren.
Der Haken: Es gibt kein spürbares Feedback, das dir sagt „Jetzt hat’s ausgelöst“. Du musst lernen, wie weit du drücken musst – sonst tippst du entweder zu zaghaft (und die Taste löst nicht aus) oder du hämmerst ständig bis zum Anschlag durch (was auf Dauer ermüdend ist).
Wenn du viel spielst und überlegst, ob deine Tastatur wirklich das Maximum aus deinem Setup herausholt, solltest du auch auf den Rest deines Equipments achten. Zum Beispiel können die besten Gaming-Mäuse für CS:GO dir helfen, die Reaktionszeit perfekt mit deinen linearen Switches abzustimmen
Typische Beispiele:
- Cherry MX Red (der Klassiker)
- Gateron Red oder Yellow (günstiger, oft glatter)
Akustik: Leise. Das lauteste Geräusch entsteht, wenn die Taste den Boden des Gehäuses berührt – aber das ist immer noch viel leiser als ein klickender Switch.
Taktile Switches: Der goldene Mittelweg
Das Gefühl: Jetzt wird’s interessant. Beim Herunterdrücken spürst du plötzlich einen kleinen „Huckel“ – einen spürbaren Widerstand, der dann nachgibt. Es ist, als würde die Taste dir zuflüstern: „Hier, genau hier habe ich ausgelöst.“
Dieser Huckel (auf Englisch: „bump“) passiert genau am Auslösepunkt. Das bedeutet: Dein Finger weiß, wann der Job erledigt ist. Du musst nicht bis zum Anschlag durchdrücken. Du kannst schneller zur nächsten Taste weitergehen.
Wofür sie gut sind:
- Schreiben: Ob Blog-Posts, Code oder E-Mails – das taktile Feedback ist wie eine kleine Bestätigung für jeden Buchstaben. Viele Vielschreiber schwören darauf.
- Allround-Nutzung: Du zockst ein bisschen, du arbeitest ein bisschen, du tippst ein bisschen. Taktile Switches sind der Kompromiss, der (fast) alles kann.
Der Haken: Manche Gamer empfinden den Huckel als störend. Er ist minimal – aber wenn du in einem schnellen Spiel 200 Mal pro Minute die gleiche Taste drückst, kann sich dieser kleine Widerstand wie eine Bremse anfühlen.
Typische Beispiele:
- Cherry MX Brown (der „Standard“ für taktile Switches)
- Gateron Brown (glatter als Cherry)
- Invyr Holy Panda (die Legende der Enthusiasten-Szene – scharf, knackig, teuer)
Akustik: Leiser als klickende Switches, aber nicht so flüsterleise wie lineare. Ein gedämpftes „Thock“ oder „Clack“, je nachdem, wie du die Tastatur gebaut hast.
Klickende Switches: Laut, stolz und nicht für jeden
Das Gefühl: Du drückst die Taste, du spürst einen Huckel – und du hörst ein lautes, scharfes „KLICK“. Es ist die akustische und haptische Rundumversorgung. Die Schreibmaschine im digitalen Zeitalter.
Wofür sie gut sind:
- Feedback-Junkies: Wenn du wissen willst, dass du getippt hast. Nicht nur spüren. Nicht nur sehen. Sondern hören. Laut.
- Nostalgiker: Wenn du das Gefühl einer alten IBM-Schreibmaschine vermisst (auch wenn du nie eine hattest).
Der Haken: Sie sind laut. Wirklich laut. Deine Mitbewohner werden es wissen. Deine Kollegen im Büro werden es wissen. Die Leute in deinem Discord-Call werden es definitiv wissen.
Klickende Switches sind die Marmite der Tastatur-Welt: Du liebst sie oder du hasst sie. Es gibt keine Grauzone.
Typische Beispiele:
- Cherry MX Blue (der Klassiker – aber viele finden ihn heute „plastikartig“)
- Kailh BOX White (moderner, knackiger, metallischer Klang)
Akustik: Hochfrequent. Scharf. Durchdringend. Wenn du streamst, wirst du Beschwerden bekommen. Wenn du nachts tippst, wirst du Mitbewohner verlieren.
Hier eine schnelle Übersicht:
| Switch-Typ | Gefühl | Lautstärke | Am besten für |
|---|---|---|---|
| Linear | Gleichmäßig glatt | Leise | Gaming, schnelles Tippen |
| Taktil | Spürbarer Huckel | Moderat | Schreiben, Allround |
| Klickend | Huckel + Klick | Laut | Feedback-Liebhaber, Nostalgiker |
So findest du heraus, welcher Switch-Typ zu dir passt
Die Theorie ist schön und gut. Aber letztendlich ist die Wahl eines Switches eine sehr persönliche Entscheidung. Es geht nicht um „objektiv besser“, sondern um „besser für dich“.
Hier sind die Fragen, die du dir stellen solltest:
Was machst du hauptsächlich an deiner Tastatur?
Du zockst kompetitiv (FPS, Rhythmusspiele, MOBA)?
Dann brauchst du Geschwindigkeit. Lineare Switches sind hier der Standard. Noch besser: Hall-Effekt-Switches mit „Rapid Trigger“ (dazu gleich mehr). Der Grund: Jede Millisekunde zählt, und jeder Huckel oder Klick ist eine winzige Verzögerung.
Du schreibst viel (Code, Artikel, E-Mails)?
Dann wirst du das taktile Feedback lieben. Es gibt dir eine Bestätigung für jeden Tastenanschlag und hilft dir, präziser zu tippen. Cherry MX Brown oder ein moderner taktiler Switch wie der Gateron Type R sind hier eine sichere Wahl.
Du machst von allem ein bisschen?
Taktile Switches. Sie sind der Allrounder. Sie sind nicht perfekt für Gaming und nicht perfekt für Schreiben – aber sie sind gut genug für beides.
Wie viel Lärm darfst du machen?
Du arbeitest im Großraumbüro oder teilst dir ein Zimmer?
Dann sind klickende Switches tabu. Selbst taktile Switches können zu laut sein, wenn du ein Heavy-Typer bist (also jemand, der jede Taste bis zum Anschlag durchhämmert).
Deine Optionen:
- Lineare Switches (leise)
- Silent Switches (noch leiser – aber dazu später mehr)
Du arbeitest alleine und die Nachbarn sind weit weg?
Dann ist alles erlaubt. Auch die lautesten, klickendsten, „KLACK-KLACK-KLACK“-Switches der Welt. Gönn dir.
Wenn du viel in Shootern unterwegs bist, ist nicht nur deine Tastatur entscheidend. In unserem Artikel zu den besten HOTAS- und Joystick-Optionen erfährst du, wie du Flug- oder Weltraumspiele realistischer steuerst.
Magst du Feedback – oder willst du einfach nur durchziehen?
Das ist die philosophische Frage.
Manche Menschen brauchen das Feedback. Sie wollen spüren, dass etwas passiert ist. Sie wollen diese kleine Bestätigung: „Ja, ich habe die Taste gedrückt. Ja, es wurde registriert.“
Andere Menschen finden Feedback ablenkend. Sie wollen einfach nur drücken, ohne Unterbrechung, ohne Drama.
Wenn du zur ersten Gruppe gehörst: taktil oder klickend.
Wenn du zur zweiten Gruppe gehörst: linear.
Ein Tipp: Wenn du dir unsicher bist, fang mit taktilen Switches an. Sie sind der Mittelweg. Wenn du nach ein paar Wochen merkst, dass der Huckel dich nervt, kannst du immer noch zu linear wechseln. Aber viele Leute, die „nur mal probieren“ wollten, bleiben bei taktil hängen.
Für Vielschreiber lohnt sich auch ein Blick auf die besten Tastaturen für Programmierer. Diese Modelle bieten meist ergonomisches Design und präzise Switches, die lange Schreibsessions deutlich angenehmer machen.
Die wichtigsten Hersteller und was sie draufhaben
Der Markt für mechanische Switches wird von ein paar großen Namen dominiert. Jeder hat seine eigene Philosophie, seine eigenen Stärken – und seine eigenen Macken.
Cherry MX: Der Klassiker mit Kratzer-Vergangenheit
Cherry ist der Ur-Vater der mechanischen Switches. Die Firma hat den MX-Standard erfunden, den heute fast jeder andere Hersteller kopiert. Wenn du eine mechanische Tastatur in den Händen hältst, ist die Chance groß, dass sie MX-kompatible Switches hat – auch wenn sie nicht von Cherry sind.
Die Stärken:
- Extrem langlebig: Cherry garantiert oft 100 Millionen Tastenanschläge. Das ist mehr als die meisten Konkurrenten.
- Zuverlässig: Deutsche Ingenieurskunst. Sie funktionieren. Immer.
Das Problem:
Cherry-Switches galten lange als „kratzig“ (scratchy). Das heißt: Wenn du eine Taste drückst, spürst und hörst du eine leichte Reibung, als würde der Stößel am Gehäuse entlangschaben. Das ist kein Defekt – das ist einfach, wie sie gebaut wurden.
Für viele Leute war das okay. Für Enthusiasten war es ein Dealbreaker.
Die Lösung:
Cherry hat 2024 die MX2A-Linie eingeführt. Diese Switches sind ab Werk geschmiert (lubricated) und haben ein optimiertes Design. Das Ergebnis: glatter, leiser, weniger kratzig. Cherry hat also zugehört – und nachgebessert.
Typische Modelle:
- Cherry MX Red (linear)
- Cherry MX Brown (taktil)
- Cherry MX Blue (klickend)
- Cherry MX Silent Red (linear, leise)
Gateron: Die sanfte Alternative
Gateron ist ein chinesischer Hersteller, der in den letzten Jahren massiv an Popularität gewonnen hat. Der Grund? Sie haben Cherrys größte Schwäche behoben.
Die Stärken:
- Extrem glatt: Gateron-Switches sind ab Werk geschmiert und fühlen sich deutlich sanfter an als ungeschmierte Cherry-Switches.
- Günstiger: Du bekommst oft mehr für weniger Geld.
Der Haken:
Die Lebensdauer ist etwas geringer (ca. 50 Millionen Tastenanschläge statt 100 Millionen). Für die meisten Menschen ist das irrelevant – es sei denn, du tippst 8 Stunden am Tag, jeden Tag, für die nächsten 10 Jahre.
Typische Modelle:
- Gateron Red (linear, leicht)
- Gateron Yellow (linear, etwas schwerer, sehr beliebt)
- Gateron Brown (taktil)
- Gateron Oil King (linear, High-End, butterweich)
Fazit: Wenn du ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ein glattes Gefühl willst, sind Gateron-Switches eine hervorragende Wahl.
Kailh: Die Innovatoren mit den verrückten Ideen
Kailh (gesprochen: „Kyle“) ist der Experimentierfreudige in der Szene. Während Cherry und Gateron den Standard perfektionieren, erfindet Kailh neue Mechanismen.
Die Innovationen:
- BOX Switches: Der Stößel hat ein „Box“-Design, das den internen Mechanismus vor Staub und Wasser schützt. Manche Modelle sind sogar IP56-zertifiziert (also spritzwassergeschützt).
- Click Bar: Statt des alten „Click Jacket“-Mechanismus (der bei Cherry MX Blue verwendet wird) hat Kailh den „Click Bar“ erfunden. Das ist eine kleine Metallfeder im Gehäuse, die beim Drücken zurückschnappt und einen scharfen, metallischen, extrem knackigen Klick erzeugt.
Warum das wichtig ist:
Der alte Click Jacket (Cherry MX Blue) klingt oft „plastikartig“ und „rasselnd“. Der Click Bar klingt präzise, metallisch, sauber. Wenn du einen klickenden Switch willst, ist Kailh BOX White oder BOX Jade die moderne Wahl.
Typische Modelle:
- Kailh BOX White (klickend, knackig)
- Kailh BOX Jade (klickend, noch lauter, noch knackiger)
- Kailh Speed Silver (linear, kurzer Auslöseweg für Gaming)
Topre: Der teure Exot für Kenner
Topre ist… anders. Es sind keine mechanischen Switches im klassischen Sinne. Sie sind eine Hybridtechnologie aus Japan, die nur in sehr wenigen (und sehr teuren) Tastaturen verbaut wird.
Die Technologie:
Topre verwendet hochwertige Gummikuppeln (ja, wirklich) kombiniert mit einer konischen Feder. Die Auslösung erfolgt aber nicht mechanisch, sondern kapazitiv: Ein Sensor misst, wie nah die Feder der Platine kommt.
Das Gefühl:
Topre-Switches sind berühmt für ein einzigartig weiches, taktiles Gefühl und einen tiefen, satten „Thock“-Sound. Viele Enthusiasten sagen: „Das ist das beste Tippgefühl, das es gibt.“
Der Haken:
- Sehr teuer (Tastaturen ab 200€ aufwärts)
- Sehr selten (nur in wenigen Modellen verfügbar)
- Nicht kompatibel mit Standard-Tastenkappen
Fazit: Topre ist das Ferrari der Switch-Welt. Wenn Geld keine Rolle spielt und du das „ultimative“ Tippgefühl willst, probier es aus. Für alle anderen: Es gibt günstigere Wege, glücklich zu werden.
Besondere Switch-Technologien, die du kennen solltest
Neben den klassischen mechanischen Switches gibt es noch ein paar spezielle Technologien, die eigene Nischen bedienen – und teilweise die Zukunft des Marktes bestimmen.
Optische Switches: Wenn Licht schneller ist als Metall
Optische Switches sehen aus wie mechanische Switches. Sie haben einen Stößel, eine Feder, ein Gehäuse. Aber der entscheidende Unterschied ist: Sie verwenden keinen physischen Metallkontakt.
Die Technologie:
Ein Infrarot-Lichtstrahl kreuzt die Platine. Wenn du die Taste drückst, blockiert oder freigibt der Stößel den Lichtstrahl. Das registriert den Tastendruck.
Die Vorteile:
- Schneller: Keine „Debounce“-Zeit nötig. Debounce ist die kleine Verzögerung, die mechanische Switches brauchen, um sicherzustellen, dass ein Tastendruck nicht versehentlich doppelt registriert wird. Optische Switches überspringen das komplett.
- Langlebiger: Kein physischer Kontakt = kein Verschleiß. Sie halten oft länger als mechanische Switches.
Die Nachteile:
- Laut: Viele optische Switches sind überraschend laut, weil sie keine Dämpfung haben.
- Weniger „mechanisch“: Manche Puristen finden, dass optische Switches sich nicht „richtig“ anfühlen.
Wofür sie gut sind: Gaming. Wenn du jede Millisekunde Vorteil herausholen willst, sind optische Switches eine gute Wahl.
Typische Beispiele:
- Razer Optical (linear)
- Gateron Optical (verschiedene Typen)
Wenn du wissen willst, welche Tastaturen bei Streamern besonders beliebt sind, schau dir den Test zur Razer BlackWidow V3 Pro an – eine Ikone unter den mechanischen Keyboards.
Hall-Effekt & Rapid Trigger: Der neue Standard für Gamer?
Hier wird’s richtig spannend. Hall-Effekt-Switches sind die neueste Technologie – und sie verändern gerade den Gaming-Markt.
Die Technologie:
Ein Magnet sitzt im Stößel. Ein Hall-Effekt-Sensor sitzt auf der Platine. Der Sensor misst das Magnetfeld. Je näher der Magnet, desto stärker das Signal.
Der Kernunterschied:
Ein normaler Switch ist digital: AN oder AUS.
Ein Hall-Effekt-Switch ist analog: Er weiß jederzeit, auf welcher Position sich die Taste befindet (z.B. 1.5mm, 2.0mm, 2.5mm).
Was das ermöglicht:
1. Einstellbare Auslösepunkte:
Du kannst per Software festlegen, bei welchem Hubweg die Taste auslösen soll. Willst du 0.1mm (extrem empfindlich)? Kannst du haben. Willst du 3.0mm (weniger versehentliche Tastenanschläge)? Auch kein Problem.
Das macht fixe „Speed Switches“ obsolet. Du hast jetzt einen Switch, der alle Speed Switches ersetzen kann.
2. Rapid Trigger:
Das ist die Revolution.
Bei einem normalen Switch musst du die Taste physisch über einen festen Reset-Punkt loslassen, bevor du sie wieder drücken kannst.
Bei Rapid Trigger wird die Taste sofort deaktiviert, sobald der Sensor die kleinste Aufwärtsbewegung registriert (z.B. 0.1mm). Und sofort wieder aktiviert, sobald du wieder nach unten drückst.
Was das praktisch bedeutet:
In Spielen wie Valorant oder Counter-Strike bewegst du dich mit den WASD-Tasten. Wenn du die A-Taste (links) loslässt, stoppt deine Figur – aber bei einem normalen Switch gibt es eine winzige Verzögerung, weil der Switch physisch zurückspringen muss.
Mit Rapid Trigger stoppt deine Figur sofort, sobald du den Finger auch nur minimal anhebst.
Das Ergebnis: Präzisere Bewegungen, schnellere Reaktionen, bessere Schussgenauigkeit.
Der Haken:
Fast alle Hall-Effekt-Switches sind linear. Wenn du taktiles oder klickendes Feedback willst, hast du (Stand 2025) kaum Auswahl.
Typische Beispiele:
- Wooting Lekker Switches (die Originale)
- OWlab Ti HE (High-End)
- Viele Gaming-Tastaturen von Razer, SteelSeries, Corsair bieten mittlerweile Hall-Effekt an
Fazit: Wenn du kompetitiv zockst, ist Rapid Trigger ein messbarer Vorteil. Für alle anderen ist es ein nettes Feature, aber kein Muss.
Silent Switches: Leise tippen ohne matschiges Gefühl
Silent Switches sind für alle, die mechanische Tastaturen lieben – aber in einer Umgebung arbeiten, wo Lärm ein Problem ist.
Die Technologie:
Es sind normale mechanische Switches (linear oder taktil), aber mit zusätzlichen Dämpfungspads aus Silikon oder Gummi. Diese Pads dämpfen den Aufprall beim Herunterdrücken (Bottom-out) und beim Loslassen (Top-out).
Das Ergebnis:
Die Switches sind deutlich leiser als normale mechanische Switches. Nicht so leise wie eine Membran-Tastatur – aber leise genug für ein Büro.
Wenn du wissen willst, wie du deine Tastatur leiser bekommst, ohne neue Switches zu kaufen, wirf einen Blick auf „Leise Tastaturen für Vielschreiber“. Dort erfährst du, welche Modelle oder Dämpfungsringe helfen.
Das Problem (traditionell):
Früher hatten Silent Switches einen schlechten Ruf. Der Grund: Das Dämpfungspad fühlte sich oft „matschig“ (mushy) oder „schwammig“ (squishy) an. Du hast das knackige, präzise Gefühl verloren, das mechanische Switches so beliebt macht.
Die Lösung (modern):
Neuere Silent Switches (z.B. TTC Frozen V2 Silent, Kailh Midnight Pro) verwenden bessere Dämpfungsmethoden – optimierte Stößel-Formen, Dämpfer im Gehäuse statt am Stößel. Das Ergebnis: leise, aber nicht matschig.
Wofür sie gut sind:
- Großraumbüros
- Wenn du nachts tippst und niemanden wecken willst
- Streaming (damit deine Zuschauer nicht nur „KLACK-KLACK-KLACK“ hören)
Typische Beispiele:
- Cherry MX Silent Red (linear)
- TTC Frozen V2 Silent (linear, sehr leise)
- TTC Bluish White Silent (taktil, selten aber gut)
Der Kompromiss:
Du tauschst Lautstärke gegen Gefühl. Aber bei modernen Silent Switches ist dieser Kompromiss viel kleiner als früher.
Wenn du eine leise mechanische Tastatur suchst, aber das Tippgefühl nicht opfern willst, findest du in unserem Überblick über leise mechanische Gaming-Tastaturen weitere Empfehlungen zu Modellen mit Silent Switches.
Der Klick-Mechanismus: Nicht alle Klicks sind gleich
Wenn du dich für klickende Switches interessierst, gibt es eine technische Detail, das du kennen solltest. Nicht alle Klicks funktionieren gleich – und der Unterschied ist dramatisch.
Click Jacket: Die alte Schule (und warum sie nervt)
Das ist der Mechanismus, den Cherry MX Blue verwendet – der bekannteste klickende Switch.
Wie es funktioniert:
Der Stößel besteht aus zwei Teilen: einem festen Mittelpfosten und einer beweglichen „Jacke“ (Jacket), die darum gleitet.
Wenn du die Taste drückst, bewegt sich die Jacke zusammen mit dem Pfosten nach unten. Sobald sie den Auslösepunkt passiert, wird die Jacke vom Pfosten getrennt und „schießt“ schnell nach unten, wo sie auf das untere Gehäuse prallt.
Dieser Aufprall erzeugt das Klickgeräusch.
Das Problem:
Das Geräusch entsteht durch ein unkontrolliertes „Rasseln“ eines Plastikteils. Das klingt oft:
- Plastikartig
- Rasselnd
- Chaotisch
- Dünn
Für viele Leute ist das in Ordnung. Aber für Enthusiasten klingt es… billig.
Falls du deine Switches nicht nur fühlen, sondern hören willst, ohne sie einzubauen, lohnt sich ein Blick auf den Logitech G213 Prodigy Test. Dort erfährst du, wie ein gutes akustisches Feedback klingen sollte.
Click Bar: Die moderne, knackige Alternative
Kailh (und ein paar andere Hersteller) haben einen besseren Weg gefunden.
Wie es funktioniert:
Statt einer rasselnden Jacke verwendet dieser Mechanismus eine kleine, präzise Metallfeder („Click Bar“) im Gehäuse.
Ein kleines „Bein“ am Stößel stößt diese Metallstange beim Herunterdrücken an, biegt sie bis zu einem Spannungspunkt und lässt sie dann zurückschnappen.
Das Zurückschnappen der Metallstange erzeugt das Klickgeräusch.
Das Ergebnis:
Der Klang ist fundamental anders. Er wird beschrieben als:
- Knackig (crisp)
- Metallisch
- Sauber
- Präzise
Es klingt wie ein hochwertiger Kugelschreiber-Klick, nicht wie eine Plastikspielzeug-Klick.
Die Besonderheit:
Click-Bar-Switches klicken zweimal pro Tastendruck: einmal beim Herunterdrücken, einmal beim Loslassen. Manche Leute lieben das. Andere finden es zu viel.
Typische Beispiele:
- Kailh BOX White (moderat laut, knackig)
- Kailh BOX Jade (sehr laut, sehr knackig)
- Kailh BOX Navy (extrem laut, extrem schwer)
Der Konsens:
Die meisten Enthusiasten sind sich einig: Click Bar > Click Jacket. Wenn du einen klickenden Switch willst, nimm einen mit Click Bar.
Cherry MX Blue ist der Klassiker – aber er klingt heute veraltet.
Wenn du tiefer einsteigen willst: Modding, Hot-Swap und die Enthusiasten-Welt
Bis hierhin haben wir über Switches gesprochen, wie sie aus der Fabrik kommen. Aber es gibt eine ganze Community von Leuten, die damit nicht zufrieden sind.
Sie wollen mehr.
Mehr Glätte. Mehr „Thock“. Mehr Perfektion.
Willkommen in der Welt des Keyboard-Modding.
Du möchtest dein Tippgefühl testen, bevor du dich entscheidest? Mit einer 60-Prozent-Tastatur bekommst du ein kompaktes Layout, das perfekt zum Experimentieren mit verschiedenen Switches geeignet ist.
Was ist Hot-Swap – und warum macht es alles einfacher?
Hot-Swap ist die wichtigste Innovation für Enthusiasten.
Was ist das?
Eine normale Tastatur hat die Switches fest auf die Platine gelötet. Wenn du den Switch wechseln willst, musst du löten können. Das ist… nicht für jeden.
Eine Hot-Swap-Tastatur hat Sockets auf der Platine. Die Switches werden einfach hineingedrückt – wie Lego-Steine. Du kannst sie jederzeit herausziehen und durch andere ersetzen. Ohne Werkzeug. Ohne Löten.
Warum das wichtig ist:
Hot-Swap senkt die Eintrittsbarriere drastisch. Du kannst experimentieren. Du kannst 10 verschiedene Switches kaufen, sie alle ausprobieren und dann entscheiden, welcher dir gefällt.
Das war früher unmöglich. Jetzt ist es Standard.
Der Haken:
Die Sockets können nach Tausenden von Wechseln verschleißen. Aber für die meisten Leute ist das irrelevant. Du wirst nicht 5000 Mal die Switches wechseln.
Fazit: Wenn du eine mechanische Tastatur kaufst, nimm eine mit Hot-Swap. Es kostet kaum mehr und gibt dir viel mehr Freiheit.
Lubing und Filming: Deine Switches noch besser machen
Selbst die besten Switches aus der Fabrik sind nicht perfekt. Sie können immer noch ein bisschen „kratzig“ sein. Die Feder kann ein metallisches „Ping“ machen. Das Gehäuse kann minimal wackeln.
Die Lösung? Modding.
Lubing (Schmieren):
Du nimmst den Switch auseinander (ja, jeden einzelnen) und trägst spezielles Schmiermittel auf die internen Reibungspunkte auf – besonders die Schienen des Stößels und die Feder.
Das Ergebnis:
- Der Switch wird glatter
- Das „kratzige“ Gefühl verschwindet
- Die Feder macht kein „Ping“ mehr
- Der Klang wird tiefer und „cremiger“ (oder „thocky“)
Der Zeitaufwand:
Pro Switch brauchst du ca. 2-5 Minuten. Bei einer 60%-Tastatur (60 Tasten) sind das… 2-5 Stunden Arbeit.
Ja, ernsthaft.
Filming (Filmen):
Du legst einen dünnen Film (z.B. aus Polycarbonat) zwischen das Ober- und Untergehäuse des Switches.
Das Ergebnis:
- Das Gehäuse wackelt weniger (weniger „Housing Wobble“)
- Der Klang wird konsistenter und tiefer
Der Haken:
Bei vielen modernen Switches (z.B. von Akko) ist Filming nicht mehr nötig. Die Toleranzen sind mittlerweile so eng, dass es nichts bringt.
Solltest du das machen?
Nur wenn:
- Du wirklich Lust darauf hast
- Du ein Perfektionist bist
- Du bereit bist, mehrere Stunden zu investieren
Für die meisten Menschen ist es Overkill. Moderne, hochwertige Switches (z.B. Gateron Oil King, Durock-Switches) kommen schon sehr gut ab Werk.
Aber: Wenn du ein Switch-Nerd werden willst, ist Lubing der Einstieg in die Szene. Es ist meditativ. Es ist präzise. Und das Ergebnis ist spürbar.
Die aktuell angesagtesten Switches der Community
Der Enthusiasten-Markt ist dynamisch. Was heute angesagt ist, kann morgen schon von etwas Besserem verdrängt werden.
Aber hier sind die Switches, die (Stand Ende 2025) in der Community als „Top-Tier“ gelten:
Linear:
- Gateron Oil King: Der ehemalige König. Butterweich, tiefer Klang, exzellente Werksschmierung. Wurde mittlerweile von neueren Switches überholt, ist aber immer noch hervorragend.
- Keygeek Y2: Einer der neuen Top-Seller. Sehr glatt, guter Preis.
- TTC Frozen V2 Silent: Wenn du leise willst, ist das der beste Linear-Switch, den du bekommen kannst.
Taktil:
- Sillyworks x Gateron Type R: Der neue Bestseller (September 2025). Fokus auf starkes taktiles Feedback.
- Invyr Holy Panda: Die Legende. Scharfer, lebhafter Bump, einzigartiger Clack-Sound. Teuer, aber viele schwören darauf.
- TTC Bluish White Silent: Seltener, aber einer der besten leisen taktilen Switches.
Hall-Effekt (für Gamer):
- OWlab Ti HE: High-End Hall-Effekt-Switch mit hervorragendem Gefühl.
- Wooting Lekker: Die Originale. Immer noch eine sichere Wahl.
Klickend:
- Kailh BOX White: Knackig, metallisch, sauber.
- Kailh BOX Jade: Noch lauter, noch knackiger.
Ein Hinweis: Diese Liste ändert sich ständig. Neue Switches kommen auf den Markt. Alte Favoriten werden überholt. Das ist Teil des Spaßes.
Der wichtigste Rat: Probier sie aus, bevor du kaufst
Ich kann dir alles über Switches erzählen. Ich kann dir Diagramme zeigen, Kraftkurven erklären, YouTube-Reviews verlinken.
Aber letztendlich ist das alles nur Theorie.
Das einzige, was wirklich zählt, ist: Wie fühlt es sich für dich an?
Warum YouTube-Tests dich in die Irre führen können
YouTube ist voller „Switch Sound Test“-Videos. Sie zeigen dir, wie ein Switch klingt. Sie vergleichen 10, 20, 50 verschiedene Switches.
Das Problem: Sie sind fast nutzlos.
Warum?
Weil der Klang eines Switches nicht vom Switch allein abhängt. Er hängt ab von:
- Dem Tastatur-Gehäuse (Aluminium klingt anders als Plastik)
- Dem Platten-Material (Messing klingt anders als Polycarbonat)
- Den Tastenkappen (ABS klingt anders als PBT)
- Ob die Switches geschmiert sind
- Dem verwendeten Mikrofon
- Der Raum-Akustik
Ein Cherry MX Red klingt in Tastatur A komplett anders als in Tastatur B.
Was du aus Sound-Tests mitnehmen kannst:
Relative Vergleiche. Wenn ein Kanal 10 Switches in derselben Tastatur testet, kannst du hören, welcher lauter, tiefer oder klickender ist.
Aber erwarte nicht, dass deine Tastatur zu Hause genauso klingt.
Switch-Tester und wo du sie bekommst
Die beste Methode, um Switches zu testen: ein Switch Tester.
Was ist das?
Ein kleines Gerät mit 4 bis 12 verschiedenen Switches. Du kannst jeden einzeln drücken und das Gefühl vergleichen.
Wo bekommst du das?
Wir empfehlen dir der den Cherry MX Experience Box Tester bei Amazon*.
Was du testen solltest:
Mindestens diese drei:
- Ein linearer Switch (z.B. Gateron Red)
- Ein taktiler Switch (z.B. Gateron Brown)
- Ein klickender Switch (z.B. Kailh BOX White)
Wenn du mehr testen willst: großartig. Aber diese drei geben dir schon eine sehr gute Vorstellung davon, welche Richtung dir gefällt.
Der Haken: Ein Switch Tester ist nicht perfekt. Ein einzelner Switch fühlt sich anders an als 60 Switches in einer voll gebauten Tastatur. Aber es ist immer noch 100x besser als blind zu kaufen.
Die Sache mit dem „Endgame“-Switch (Spoiler: Den gibt’s nicht)
In der Enthusiasten-Szene gibt es diesen Begriff: „Endgame“.
Das ist die Tastatur (oder der Switch), bei dem du endlich aufhörst zu suchen. Der perfekte Switch. Der letzte, den du jemals kaufen wirst.
Hier ist die Wahrheit: Den gibt es nicht.
Deine Präferenzen ändern sich. Dein Anwendungsfall ändert sich. Neue Technologien kommen auf den Markt.
Der Switch, den du heute liebst, kann in einem Jahr langweilig für dich sein.
Und das ist okay.
Das Ziel ist nicht, den „perfekten“ Switch zu finden. Das Ziel ist, einen Switch zu finden, der für dich, jetzt, in diesem Moment gut funktioniert.
Wenn du in einem Jahr etwas anderes probieren willst? Tu das. Wenn du dein Leben lang beim gleichen Switch bleibst? Auch gut.
Es gibt keine richtige Antwort. Es gibt nur: Was funktioniert für dich?
Mein Rat: Fang irgendwo an. Nimm einen taktilen Allrounder (z.B. Gateron Brown). Kauf eine Hot-Swap-Tastatur. Probier es aus.
Wenn es dir gefällt: großartig. Wenn nicht: wechsel zu einem linearen oder klickenden Switch.
Es ist ein Prozess. Kein Ziel.