Wenn du deinen eigenen PC baust oder ein bestehendes System aufrüsten willst, stolperst du ziemlich schnell über Begriffe wie ATX, Micro-ATX oder Mini-ITX. Aber was genau steckt dahinter – und warum ist dieser ominöse Formfaktor so wichtig?
Wenn du unsicher bist, welches Board aktuell in deinem System steckt, findest du im Artikel „Welches Mainboard habe ich?“ eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung, um dein Modell per Software oder direkt im Gehäuse zu identifizieren.
Kurz gesagt: Der Formfaktor ist die Blaupause deines Mainboards. Er legt nicht nur fest, wie groß das Board ist, sondern auch, wo Schrauben, Anschlüsse und Stromversorgungen sitzen – und damit, welche Gehäuse, Netzteile und Kühlungen du überhaupt verwenden kannst.
Wenn du also schon beim ersten Schritt – der Wahl des Mainboards – das falsche Format wählst, passen viele deiner späteren Komponenten schlicht nicht zusammen. Die Entscheidung für den richtigen Formfaktor ist also kein Detail, sondern die Grundlage für Stabilität, Kompatibilität und Aufrüstbarkeit deines gesamten Systems.
Die wichtigsten Vorteile für dich auf einen Blick
- Du weißt, welches Gehäuse zu deinem Mainboard passt.
- Du vermeidest Kompatibilitätsprobleme bei CPU-Kühlern, RAM oder Netzteil.
- Du planst deinen Platzbedarf und Airflow von Anfang an realistisch.
- Du kannst besser abschätzen, wie zukunftssicher dein System ist.
Schnellüberblick: Die gängigen Formfaktoren
Bevor wir in die Details gehen, hier eine Orientierungshilfe, die dir hilft, die Unterschiede einzuordnen:
Formfaktor | Typische Abmessungen (mm) | Max. RAM-Slots | Max. PCIe-Slots | Typische Nutzung |
---|---|---|---|---|
E-ATX | 305 × 330 | 8 | 7+ | High-End, Workstations, Server |
ATX | 305 × 244 | 4 | 7 | Mainstream, Gaming, Allround |
Micro-ATX | 244 × 244 | 4 | 4 | Budget, Office, kompakt |
Mini-ITX | 170 × 170 | 2 | 1 | HTPC, SFF, portable Builds |
Nano-/Pico-ITX | <120 × 120 | 1 | 0–1 | Embedded, IoT, Speziallösungen |
Wenn du maximale Leistung und Erweiterbarkeit willst, ist ATX oder größer die richtige Wahl. Willst du dagegen ein platzsparendes Setup oder ein stylisches, minimalistisches System, führt kaum ein Weg an Micro-ATX oder Mini-ITX vorbei.
Die ATX-Familie: Der Mainstream-Standard
Seit über 25 Jahren ist die ATX-Reihe das Rückgrat des PC-Baus. Sie bildet den Standard, auf dem fast alle modernen Gehäuse, Netzteile und Komponenten aufbauen. ATX steht für Advanced Technology eXtended – und das „extended“ bezieht sich nicht nur auf die Abmessungen, sondern auf die Funktionalität und Flexibilität.
Wenn du deinen neuen PC nicht nur zum Zocken, sondern auch für kreative Arbeit wie Videoschnitt oder Streaming nutzt, lohnt sich ein Blick auf unseren Ratgeber „Gaming-PC für Videobearbeitung verwenden“. Dort erfährst du, wie du dein System – egal ob ATX oder Mini-ITX – optimal für Schnittprogramme und Rendering-Workflows einrichtest.
ATX: Der Allrounder für Gaming und Workstations
ATX ist der Goldstandard für alle, die ein vielseitiges System mit ausreichend Platz und Erweiterungsmöglichkeiten wollen. Mit seinen 305 × 244 mm bietet es Platz für bis zu sieben PCIe-Steckplätze, vier RAM-Slots und mehrere M.2- oder SATA-Laufwerke.
Vorteile:
- Maximale Erweiterbarkeit: Ideal, wenn du zusätzliche PCIe-Karten (z. B. Capture Cards, Soundkarten, Netzwerkkarten) planst.
- Komfortabler Einbau: Genug Freiraum für Kabelmanagement und große CPU-Kühler.
- Hohe Kompatibilität: Die größte Auswahl an Gehäusen, Netzteilen und Zubehör.
Nachteile:
- Platzbedarf: Du brauchst mindestens ein Midi-Tower-Gehäuse.
- Preis: Hochwertige ATX-Boards können teurer sein als kleinere Varianten.
Für wen geeignet?
ATX ist perfekt, wenn du ein leistungsfähiges Gaming-System, eine Workstation oder ein Build mit vielen Upgrades planst. Es ist fehlerverzeihend, vielseitig und zukunftssicher – die sichere Wahl für die meisten Selbstbauer.
Micro-ATX (mATX): Kompakt trifft Preis-Leistung
Wenn du etwas Platz sparen oder das Budget schonen willst, aber nicht auf wichtige Features verzichten möchtest, ist Micro-ATX genau richtig.
Mit maximal 244 × 244 mm ist es gleich breit wie ATX, aber deutlich kürzer. Du bekommst in der Regel vier RAM-Slots, aber nur noch vier statt sieben PCIe-Steckplätze.
Vorteile:
- Günstiger Preis: Ideal für Einsteiger und Budget-Builds.
- Kompaktere Gehäuse: Passt in Mini- oder Midi-Tower.
- Ausreichend Leistung: Für Gaming, Office und Multimedia völlig ausreichend.
Nachteile:
- Weniger Erweiterungsslots: Keine Multi-GPU-Systeme möglich.
- Dichtes Layout: Kann Kabelmanagement und Kühlung erschweren.
Für wen geeignet?
Micro-ATX ist der vernünftige Kompromiss: kompakter, günstiger, aber mit fast allen wichtigen Features. Ideal für preisbewusste Gamer, Office-PCs und kompakte Builds, bei denen du trotzdem etwas Spielraum behalten willst.
Extended-/XL-ATX: Für maximale Leistung und Erweiterbarkeit
Wenn du nach purem High-End suchst, bist du hier richtig. E-ATX und XL-ATX sind größer als der Standard-ATX-Formfaktor und richten sich an Enthusiasten, die das Maximum aus ihrem System holen wollen.
Typische Merkmale:
- Breite bis zu 330 mm – mehr Platz für Komponenten, Stromversorgung und Kühlung.
- Bis zu acht RAM-Slots, mehrere PCIe-Steckplätze und teils Dual-CPU-Unterstützung.
- Verstärkte Spannungswandler (VRMs) für stabiles Overclocking.
Vorteile:
- Maximale Ausstattung: Ideal für Multi-GPU-Setups, Workstations und Creator-Systeme.
- Mehr Leistungsspielraum: Bessere Kühloptionen und Stromversorgung.
- Enthusiasten-tauglich: Perfekt für Overclocking und aufwendige Custom-Loops.
Nachteile:
- Hoher Preis: Sowohl Boards als auch Gehäuse sind teurer.
- Großer Platzbedarf: Erfordert Full-Tower-Gehäuse.
- Uneinheitliche Maße: „E-ATX“ ist nicht immer gleich groß – Kompatibilität prüfen!
Für wen geeignet?
E-ATX und XL-ATX sind die Königsklasse für ambitionierte PC-Bauer, Streamer und professionelle Anwender, die keine Kompromisse eingehen wollen. Wenn du regelmäßig mit 3D-Rendering, Videoproduktion oder Multi-GPU arbeitest – oder einfach das Beste vom Besten willst – bist du hier richtig.
Die ITX-Familie & Small Form Factor (SFF)
Mini-ITX: High-End im Kleinformat
Mini-ITX war ursprünglich für kompakte, stromsparende Systeme gedacht – etwa Wohnzimmer-PCs oder kleine Mediaserver. Heute ist es der Liebling der SFF-Community (Small Form Factor) und beweist, dass Größe längst nichts mehr über Leistung aussagt.
Mit seinen winzigen 170 × 170 mm ist Mini-ITX das kleinste Format, das noch mit Desktop-CPUs kompatibel ist. Du bekommst meist zwei RAM-Slots, einen PCIe-x16-Steckplatz für eine Grafikkarte und moderne Schnittstellen wie M.2, Wi-Fi 6E und 2.5G-LAN direkt integriert.
Vorteile:
- Minimaler Platzbedarf: Ideal für portable oder wohnzimmertaugliche Systeme.
- Effizient und leise: Weniger Stromverbrauch, geringere Abwärme, oft leiser Betrieb.
- Stylish und unauffällig: Perfekt für Design-orientierte Builds oder clean desk setups.
Nachteile:
- Begrenzte Erweiterbarkeit: Nur ein PCIe-Slot – also keine zweite GPU oder Zusatzkarte.
- Hoher Preis pro Feature: Kompakte Technik ist aufwendig und kostet entsprechend.
- Schwieriger Zusammenbau: Weniger Platz bedeutet oft millimetergenaue Planung.
Für wen geeignet?
Mini-ITX ist für dich, wenn du einen vollwertigen High-End-PC in einem Mini-Gehäuse willst – etwa für LAN-Partys, Streaming, oder schlicht ein ästhetisch aufgeräumtes Setup. Es verlangt etwas Erfahrung beim Zusammenbau, belohnt dich aber mit einem beeindruckenden Resultat: klein, stark und schön.
Für alle, die ihren PC auch mobil nutzen wollen, bietet der Artikel „Optimierungstipps für Die Sims 4 auf Laptops“ wertvolle Hinweise, wie man aus kompakten Systemen das Maximum herausholt – viele Prinzipien gelten auch für kleine Mini-ITX- oder mATX-Builds.
Nano-/Pico-ITX: Spezialfälle für Embedded & Industrie
Wenn du dich fragst, wie klein ein Mainboard eigentlich werden kann – hier ist die Antwort. Nano-ITX (120 × 120 mm) und Pico-ITX (100 × 72 mm) spielen in einer anderen Liga: Diese Formate sind nicht für klassische Gaming- oder Office-PCs gedacht, sondern für spezialisierte Anwendungen.
Sie kommen etwa in Digital Signage-Systemen, Industrie-PCs, IoT-Gateways oder Medizingeräten zum Einsatz. Meist sind CPU und Speicher hier fest verlötet, oft lüfterlos gekühlt und auf dauerhaften, energieeffizienten Betrieb ausgelegt.
Für DIY-PC-Bauer sind diese Boards daher mehr Kuriosität als echte Option – aber sie zeigen, wie weit sich der Formfaktor-Gedanke entwickelt hat: vom Tower-PC bis zum kreditkartengroßen Embedded-System.
Server-Standards im Desktop: SSI CEB & SSI EEB
Unterschiede zu E-ATX verstehen
Im High-End-Segment tauchen immer wieder Begriffe wie SSI CEB oder SSI EEB auf. Diese stammen aus dem Serverbereich und werden gerne mit E-ATX verwechselt – dabei sind sie präziser standardisiert.
- SSI CEB (Compact Electronics Bay) misst etwa 305 × 267 mm – also leicht größer als ATX.
- SSI EEB (Enterprise Electronics Bay) liegt bei rund 305 × 330 mm, ähnlich E-ATX, aber mit anderem Lochmuster.
Das bedeutet: Ein Gehäuse, das „E-ATX-kompatibel“ ist, passt nicht automatisch für SSI EEB. Wenn du also ein Board mit Dual-CPU-Sockeln oder Serverfunktionen einbauen willst, prüfe immer die genaue Lochanordnung.
Einsatzszenarien
Diese Formate sind nicht für klassische Gaming-PCs gedacht, sondern für Workstations und Server. Der zusätzliche Platz dient:
- einer zweiten CPU (Dual-Sockel-Systeme),
- mehr RAM-Bänken (bis zu 16 oder mehr Slots),
- und robusterer Stromversorgung für 24/7-Betrieb.
Sie sind also ideal, wenn du rechenintensive Aufgaben wie 3D-Rendering, KI-Training oder Videobearbeitung betreibst – aber für den normalen Desktop überdimensioniert.
Blick zurück: AT, BTX & andere vergessene Formate
AT (Advanced Technology): Der Urahn
Bevor ATX kam, war AT der Standard. In den 80er- und 90er-Jahren dominierten diese Boards den Markt – allerdings mit Layout-Problemen: lange Erweiterungskarten kollidierten mit hohen CPU-Kühlern und RAM-Modulen, was den Einbau erschwerte. ATX löste das durch eine clevere Drehung der Komponenten um 90 Grad.
BTX (Balanced Technology Extended): Der gescheiterte Nachfolger
In den frühen 2000ern wollte Intel mit BTX alles besser machen: optimierter Luftstrom, klare Lufttunnel für CPU und GPU, bessere Kühlung.
Technisch war BTX durchdachter als ATX, aber es scheiterte am Markt – schlicht, weil das ATX-Ökosystem schon zu groß war. Gehäuse, Netzteile, Kühler – alles hätte neu entwickelt werden müssen.
Die Lektion daraus: In einem etablierten System zählt Kompatibilität mehr als Perfektion.
LPX, NLX & DTX: Die Nischenformate
LPX und NLX nutzten sogenannte Riser-Karten, um Erweiterungsslots flach parallel zum Board zu montieren – ideal für sehr flache Desktop-PCs.
AMD versuchte mit DTX, eine Brücke zwischen Mini-ITX und Micro-ATX zu schlagen. Doch auch dieser Ansatz konnte sich nie wirklich durchsetzen.
Das Ergebnis: ATX blieb unangefochten, weil es einfach genug war, flexibel genug – und vor allem kompatibel genug, um sich immer weiter anzupassen.
Kompatibilität in der Praxis: Das Ökosystem rund um den Formfaktor
Gehäusewahl: Abwärtskompatibilität richtig nutzen
Das Gehäuse ist die erste direkte Konsequenz deiner Mainboard-Entscheidung. Jeder Formfaktor passt nur in bestimmte Gehäusekategorien – E-ATX braucht ein Full- oder Big-Tower, ATX sitzt perfekt im Midi-Tower, und Micro-ATX oder Mini-ITX fühlen sich im Mini-Tower oder SFF-Gehäuse zu Hause.
Das Grundprinzip lautet: Abwärtskompatibilität ja – aufwärts nicht.
Ein großes Gehäuse kann kleinere Mainboards aufnehmen, ein kleines aber kein größeres. Du kannst also problemlos ein Mini-ITX-Board in ein ATX-Gehäuse einbauen – aber optisch wirkt das oft verloren, und die Kabelführung kann mühsam werden.
Achte außerdem auf die Position der Abstandshalter (Standoffs). Sie müssen exakt zu den Montagelöchern deines Boards passen, sonst riskierst du Kurzschlüsse. Hochwertige Gehäuse bieten markierte Befestigungspunkte für jeden Formfaktor – ein kleines, aber entscheidendes Detail.
Kompakte Builds profitieren von effizientem Anschlussmanagement – und dazu gehört auch die Wahl der richtigen Bildverbindung. Der Beitrag „DisplayPort vs. HDMI – was ist besser für Gaming?“ erklärt die technischen Unterschiede und hilft dir, Engpässe beim Anschluss moderner Grafikkarten an dein Mainboard zu vermeiden.
Netzteile: ATX vs. SFX und SFX-L
Das Gehäuse bestimmt auch den Formfaktor deines Netzteils (PSU). Die meisten Systeme nutzen den klassischen ATX-Standard, aber in kompakten Builds sind SFX-Modelle unverzichtbar.
- ATX-Netzteile: groß, vielseitig, preislich attraktiv. Ideal für Midi- und Full-Tower.
- SFX-Netzteile: kleiner, leichter, teurer – entwickelt für Mini-ITX- und SFF-Gehäuse.
- SFX-L: ein Mittelweg mit etwas mehr Länge und leiseren Lüftern.
Ein praktischer Tipp: Mit einer Adapterplatte kannst du ein SFX-Netzteil auch in einem ATX-Gehäuse montieren, um mehr Platz für Kabelmanagement oder Wasserkühlung zu gewinnen. Achte aber auf die Kabellänge – SFX-Netzteile haben oft kürzere Stränge, die in größeren Gehäusen nicht bis zur GPU oder CPU reichen.
Kühlung & Airflow: Millimeterarbeit für Leistung
Kleine Gehäuse bedeuten nicht nur weniger Platz für Hardware, sondern auch für Luft. Die maximale Kühlerhöhe ist eine der wichtigsten Angaben im Gehäuse-Datenblatt – und entscheidet, ob dein Lieblingskühler überhaupt passt.
Bei Mini-ITX oder Micro-ATX musst du häufig auf Low-Profile-Kühler oder All-in-One-Wasserkühlungen (AIOs) ausweichen. In beengten Layouts kann es außerdem vorkommen, dass große Luftkühler mit hohen RAM-Modulen oder der Grafikkarte kollidieren.
Selbst das beste Mainboard nützt wenig, wenn dein PC durch Staub überhitzt. Unser Guide „Gaming-PC Reinigung – die besten Tipps“ zeigt dir, wie du regelmäßig und sicher reinigst, ohne empfindliche Komponenten zu beschädigen – besonders wichtig bei kompakten Gehäusen mit engem Airflow.
Planung ist hier alles:
- Prüfe die maximale Kühlerhöhe des Gehäuses.
- Vergleiche die GPU-Länge mit den Einbaumaßen.
- Achte auf die Position der Stromanschlüsse – bei Mini-ITX kann jeder Millimeter zählen.
Ein gut geplanter Airflow (kühle Luft vorn, warme Luft hinten/oben raus) bringt oft mehr als der teuerste Kühler. Gerade in kompakten Builds gilt: Airflow schlägt Overkill.
Trends & Zukunft: Aufgeräumte Builds mit rückseitigen Anschlüssen
BTF, Project Zero & Co.: Wenn Kabel verschwinden
Ein neuer Trend verändert gerade das Erscheinungsbild moderner PCs: rückseitige Anschlüsse.
Statt Strom- und Datenkabel vorne auf dem Mainboard zu platzieren, wandern sie bei neuen Designs einfach auf die Rückseite. Das sorgt für ein aufgeräumtes, kabelloses Erscheinungsbild – perfekt für Glasgehäuse und Clean-Build-Fans.
Jeder Hersteller hat sein eigenes Konzept:
- ASUS: „BTF“ (Back-To-the-Future)
- MSI: „Project Zero“
- Gigabyte: „Project Stealth“
- ASRock: „Back Mount Design“
Das Ziel ist immer dasselbe: Ein sauberes Frontlayout, bei dem keine Kabel das Sichtfeld stören.
Herausforderungen des neuen Designs
So elegant die Idee ist – sie bringt neue Kompatibilitätsfragen mit sich. Diese Mainboards passen nicht in Standardgehäuse, da der Mainboard-Tray die rückseitigen Anschlüsse verdecken würde. Hersteller wie ASUS reagieren darauf mit speziellen Gehäusen und Allianzen wie der BTF Alliance, um einheitliche Positionen und Abstände zu sichern.
Wenn du auf so ein System setzt, stell sicher, dass Mainboard, Gehäuse und Netzteilkabel aus derselben Ökosystem-Serie stammen. Mischlösungen sind aktuell kaum möglich.
Advanced BTF: GPU-Strom ohne Kabel
ASUS treibt das Konzept weiter: Bei „Advanced BTF“ wird auch die Grafikkarte direkt über das Mainboard mit Strom versorgt – ohne sichtbare 12VHPWR- oder PCIe-Kabel. Das ist nicht nur ästhetisch, sondern auch funktional: weniger Kabel, weniger Risiko von Wackelkontakten, mehr Luftzirkulation.
Ob sich diese Innovation langfristig durchsetzt, hängt davon ab, ob die Industrie gemeinsame Standards findet. Wenn jeder Hersteller sein eigenes System etabliert, droht eine Zersplitterung – ähnlich wie beim gescheiterten BTX-Standard.
Wenn du dein Gaming-Setup perfektionieren willst, spielt nicht nur Technik, sondern auch Atmosphäre eine Rolle. In „Gaming-Zimmer einrichten – Ideen und Tipps“ findest du Inspiration, wie du Kabelmanagement, Beleuchtung und Ästhetik mit deinem PC-Design harmonisch kombinierst.
Kaufberatung: So wählst du deinen Formfaktor
Die Entscheidung für den richtigen Formfaktor hängt weniger von Technik, sondern von deinem Ziel ab:
Willst du maximale Leistung oder maximale Eleganz? Platz sparen oder alles aufrüsten können?
Hier sind ein paar Entscheidungshilfen:
Ziel | Empfohlener Formfaktor | Warum |
---|---|---|
High-End-Gaming & Workstation | ATX / E-ATX | Viel Platz, starke VRMs, Erweiterbarkeit |
Preisbewusste Builds | Micro-ATX | Günstig, kompakt, ausreichend für Gaming |
Stylische Minimal-PCs / Wohnzimmer-PCs | Mini-ITX | Klein, leise, designorientiert |
Professionelle Workstations / Server | SSI-CEB / EEB | Dual-CPU, viele RAM-Slots, Dauerbetrieb |
Entscheidungsbaum – in 5 Fragen zum passenden Format
- Wie viel Platz hast du im Gehäuse oder auf dem Schreibtisch?
- Wie viele Erweiterungskarten willst du nutzen?
- Wie viele RAM-Slots brauchst du (jetzt und später)?
- Wie viel Budget hast du – und lohnt sich das große Format dafür?
- Willst du aufrüsten oder ein System für die Ewigkeit bauen?
Wenn du diese Fragen ehrlich beantwortest, ergibt sich der Formfaktor meist von selbst.
Budget- und Upgrade-Strategien
Wenn du dir unsicher bist: ATX ist immer der solide Mittelweg.
Er bietet genug Platz zum Wachsen, bleibt kompatibel und hat die breiteste Auswahl an Mainboards in jeder Preisklasse. Micro-ATX ist der Preis-Leistungs-Sieger, Mini-ITX der Style-Gewinner.
Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest
- „Passt schon“-Mentalität: Ein Board kann mechanisch ins Gehäuse passen, aber Anschlüsse, Kabel oder Kühler kollidieren trotzdem. Immer Maße vergleichen!
- Zu kurze PSU-Kabel: Besonders bei SFX-Netzteilen im großen Tower. Prüfe Kabellänge vor dem Einbau.
- Falscher Airflow: Wenn der CPU-Kühler Luft gegen den GPU-Lüfter drückt, entsteht ein Hitzestau.
- Ungeerdete Abstandshalter: Fehlende oder falsche Standoffs können Kurzschlüsse verursachen.
- Kühlerkollisionen: Große Tower-Kühler und hohe RAM-Module passen oft nicht zusammen – vorher prüfen, später nicht fluchen.
Tipp: Mach dir vor dem Einbau eine Skizze mit Maßen – das spart Stunden an Umbauarbeit.
Checklisten & Shortlists
Vor dem Kauf
- Formfaktor deines Gehäuses prüfen
- Kompatible Netzteilgröße (ATX / SFX / SFX-L)
- Max. Kühlerhöhe und GPU-Länge
- RAM-Steckplätze und M.2-Positionen
- I/O-Anschlüsse (z. B. Front-USB-C, WLAN)
Beim Zusammenbau
- Abstandshalter korrekt setzen
- Netzteil zuerst montieren, dann Board
- Kabel vor der GPU verlegen
- Airflow prüfen (vorn rein, hinten/oben raus)
Nach dem ersten Boot
- BIOS-Version und RAM-Takt prüfen
- Temperaturen unter Last beobachten
- Lüfterkurven feinjustieren für Lautstärke & Kühlung
FAQ: Kurze Antworten auf häufige Fragen
Reicht ein PCIe-Slot für Gaming?
Ja. Selbst High-End-GPUs brauchen nur einen x16-Slot. Mini-ITX reicht also völlig, solange du keine Zusatzkarten planst.
mATX oder Mini-ITX – was ist wirklich kleiner?
Mini-ITX ist deutlich kleiner (170 mm statt 244 mm Kantenlänge) und oft in speziell optimierten SFF-Gehäusen untergebracht.
Kann ich ein E-ATX-Board in ein E-ATX-kompatibles Case einbauen?
Nur, wenn der Hersteller das Lochmuster explizit als kompatibel ausweist. „E-ATX-kompatibel“ ist leider kein klar definierter Begriff. Immer das Mainboard-Handbuch prüfen!
Wie wichtig ist der Formfaktor beim Aufrüsten?
Sehr – er bestimmt, ob zukünftige Komponenten physisch und elektrisch passen. Wer langfristig aufrüsten will, fährt mit ATX am besten.
Glossar: Die wichtigsten Begriffe von ATX bis VRM
ATX (Advanced Technology eXtended) – Der seit den 1990ern etablierte Mainboard-Standard. Bietet viel Platz für Erweiterungsslots, RAM und Anschlüsse. Grundlage fast aller modernen PC-Builds.
E-ATX (Extended ATX) – Eine vergrößerte Version des ATX-Formats mit mehr Platz für RAM-Slots, PCIe-Steckplätze und stärkere Spannungswandler. Gedacht für Workstations und High-End-Systeme.
XL-ATX – Eine noch größere, weniger standardisierte Variante von E-ATX, meist für Enthusiasten-Boards mit Multi-GPU-Support.
Micro-ATX (mATX) – Der kompaktere Mittelweg zwischen ATX und Mini-ITX. Günstiger, kleiner, aber mit den wichtigsten Features eines vollwertigen Systems.
Mini-ITX – Sehr kompakter Formfaktor für kleine Gehäuse (SFF-PCs). Ideal für platzsparende, stylische Builds – mit Einschränkungen bei Erweiterungsslots.
Nano-/Pico-ITX – Miniaturisierte Mainboards für Embedded- oder IoT-Systeme. Meist mit verlöteter CPU und passiver Kühlung.
SSI CEB / SSI EEB – Server-Formfaktoren für Workstations mit Dual-CPU und vielen RAM-Bänken. Nicht direkt mit E-ATX kompatibel.
SFF (Small Form Factor) – Überbegriff für kompakte PC-Gehäuse und -Bauten. Nutzt meist Mini-ITX-Boards, SFX-Netzteile und spezielle Kühllösungen.
SFX / SFX-L – Kleine Netzteil-Standards für Mini-ITX- und kompakte Gehäuse. SFX-L ist eine verlängerte Version mit leiserem Lüfter und höherer Leistung.
BTX (Balanced Technology Extended) – Gescheiterter Versuch von Intel, ATX zu ersetzen. Setzte auf besseren Airflow, scheiterte aber an der etablierten ATX-Infrastruktur.
VRM (Voltage Regulator Module) – Spannungswandler auf dem Mainboard, die CPU und RAM mit stabiler Spannung versorgen. Qualität und Kühlung der VRMs sind entscheidend für Overclocking und Systemstabilität.
I/O-Shield – Die Blende an der Rückseite des Gehäuses, durch die Anschlüsse des Mainboards nach außen geführt werden. Moderne Boards haben sie oft fest integriert.
PCIe (Peripheral Component Interconnect Express) – Schnittstelle für Erweiterungskarten wie Grafikkarten, SSDs oder Netzwerkkarten. Anzahl und Anordnung variieren je nach Formfaktor.
DIMM / SO-DIMM – Steckmodule für Arbeitsspeicher. DIMM für Desktop-PCs, SO-DIMM für kompakte Systeme und Laptops.
Airflow – Luftzirkulation im Gehäuse, entscheidend für Temperatur und Lautstärke. Ein klarer Luftstrom (vorn rein, hinten/oben raus) ist optimal.
Standoff – Abstandshalter zwischen Gehäuse und Mainboard, die Kurzschlüsse verhindern und das Board fixieren.
BTF / Project Zero / Project Stealth – Aktuelle Designtrends mit rückseitigen Anschlüssen für ein kabelloses, sauberes Erscheinungsbild im Gehäuse.
Empfehlenswerte Quellen