Nichts ist frustrierender: Der PC läuft, Lüfter summen – aber dein Monitor bleibt schwarz. Oder Windows startet nur in Briefmarkenauflösung, Spiele stürzen ab, Bildfehler flackern über den Screen. Hinter all dem kann ein gemeinsamer Übeltäter stecken: Deine Grafikkarte wird nicht erkannt – von Windows, vom Treiber oder vom Mainboard.
Dieser Artikel führt dich Schritt für Schritt durch die Fehlersuche. Du beginnst bei den einfachsten, schnellsten Checks und arbeitest dich – nur wenn nötig – bis zu fortgeschritteneren Maßnahmen vor. So sparst du Zeit, vermeidest Zufallsversuche und findest zielsicher die wirkliche Ursache.
So nutzt du diesen Leitfaden: Der diagnostische Trichter
Stell dir die Fehlersuche wie einen Trichter vor. Oben sind die wahrscheinlichen, simplen Ursachen (falscher Anschluss, lockeres Kabel). Je weiter du nach unten gehst, desto spezifischer und technischer wird es (Treiberreste, BIOS-Optionen, defekte Hardware). Arbeite die Abschnitte in Reihenfolge ab. Springe erst weiter, wenn ein Schritt nichts gebracht hat.
Reihenfolge:
- Symptome lesen → 2) Physische Basics prüfen → 3) Windows-Diagnose → 4) Treiber sauber neu → 5) OS-Probleme abräumen → 6) BIOS/UEFI checken → 7) Netzteil/Kompatibilität → 8) Kreuztest.
Symptome richtig deuten
Visuelle Anzeichen: Kein Signal, niedrige Auflösung, Artefakte
- Kein Bild / „No signal“ / Schwarzer Bildschirm: Prüfe zuerst, ob der PC wirklich bootet (Lüftergeräusche, LEDs). Schwarzer Bildschirm heißt nicht automatisch „GPU defekt“. Häufig sind es Monitor, Kabel oder der falsche Anschluss.
- Niedrige Auflösung, alles ruckelt: Windows nutzt dann meist den generischen „Basic Display Adapter“. Das ist ein starkes Indiz für ein Treiberproblem oder eine fehlerhafte Geräteerkennung.
- Bildartefakte (bunte Blöcke, Linien, Flackern): Das deutet eher auf Hardwarestress hin – Temperatur, VRAM-Fehler, zu aggressive Übertaktung oder eine sterbende GPU.
Akustische und physische Hinweise: Lüfterverhalten, Beep-Codes
- GPU-Lüfter: Kurzes Andrehen beim Start ist normal. Dauerhaft Vollgas kann auf Temperatur- oder Sensorsorgen hinweisen. Stillstand ist nicht zwangsläufig schlimm – viele Karten haben Zero-RPM im Idle. Wichtig: Drehen sie unter Last dauerhaft nicht, stimmt etwas nicht.
- Mainboard-Beep-Codes: Manche Boards piepen bei Hardwarefehlern. Die Bedeutung ist herstellerspezifisch. Ein Blick ins Mainboard-Handbuch oder die Herstellerseite bringt Klarheit.
iGPU vs. dGPU: Richtigen Ausgang prüfen
Viele CPUs besitzen eine integrierte Grafik (iGPU), die am Mainboard-I/O-Panel sitzt. Die dedizierte GPU (dGPU) hat ihre eigenen Ausgänge an der Grafikkarte. Ist dein Monitor versehentlich am Mainboard statt an der dGPU eingesteckt, bekommst du oft genau: nichts. Prüfe den Port – das ist der schnellste Fix überhaupt.
Fundamentale Checks am offenen System
Sicherheit zuerst: Strom trennen & ESD vermeiden
Bevor du das Gehäuse öffnest: PC herunterfahren, Netzschalter am Netzteil auf „0“, Netzkabel abziehen. Entlade statische Elektrizität (kurz ein geerdetes Metall berühren). So schützt du empfindliche Komponenten.
Wenn du deine Grafikkarte richtig diagnostizierst, lohnt sich im Anschluss oft ein Blick auf das gesamte System. Eine saubere Hardwarepflege ist dabei essenziell – wie du deinen PC innen und außen effizient reinigst, erfährst du in diesem ausführlichen Ratgeber zu Gaming-PC-Reinigung: Beste Tipps
Sitz im PCIe-Slot prüfen (inkl. Slot-Wechsel)
Eine halb eingesteckte Karte ist ein Klassiker – besonders nach Transport oder Neuaufbau. Löse die Slot-Arretierung, nimm die Karte heraus und stecke sie gerade und mit Druck wieder in den x16-Slot, bis der Riegel **hörbar einrastet („Klick“) **. Wenn verfügbar, teste einen zweiten x16-Slot.
Gerade wenn du eine neue GPU einbaust oder austauschst, kann es hilfreich sein zu wissen, welches Mainboard du besitzt. Nur so erkennst du, ob alle PCIe-Slots kompatibel sind. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung findest du hier: Welches Mainboard habe ich?.
PCIe-Stromversorgung kontrollieren (6/8-Pin, 6+2, 12VHPWR, Adapter-Fallen)
Leistungsstarke GPUs brauchen zusätzliche Stromstecker vom Netzteil:
- Prüfe, ob alle geforderten Stecker sitzen (6-Pin, 8-Pin bzw. 6+2 korrekt zusammengefügt, bei neueren Karten ggf. 12VHPWR).
- Stecker müssen vollständig einrasten – halb steckende 2-Pin-Zusatzteile sind eine häufige Fehlerquelle.
- Adapter (Molex→PCIe, 6→8-Pin) nur im Notfall. Sie können Leitungen überlasten und Instabilität erzeugen.
Monitor- & Videokabel testen (HDMI/DP, alternative Ports)
- Kabel am Monitor und an der GPU fest einstecken.
- Anderes Kabel probieren (HDMI ↔ DP) und anderen Ausgang an der Grafikkarte testen.
- Tipp bei DisplayPort: Monitor kurz aus-/einschalten oder Eingang wechseln – der DP-Handshake hakt manchmal.
Merksatz: Software kann nur reparieren, was physisch verbunden ist. Erst wenn Strom und Signal sicher sind, lohnt sich der Blick ins Betriebssystem.
Windows: Schnelldiagnose im Geräte-Manager
So öffnest du den Geräte-Manager und findest „Grafikkarten“
- Windows-Taste + R →
devmgmt.msc
→ Enter - oder Rechtsklick auf Start → Geräte-Manager
Dort den Abschnitt Grafikkarten ausklappen.
Gerätestatus verstehen: Warnsymbole und „Ausgeblendete Geräte“
- Alles normal: Deine Karte erscheint mit korrektem Namen, ohne Symbol.
- Gelbes Warndreieck: Windows meldet ein Problem. Doppelklick → Reiter Allgemein → Gerätestatus zeigt den Fehlercode (gleich unten entschlüsseln).
- Gar nicht gelistet? Oben im Menü Ansicht → Ausgeblendete Geräte anzeigen. Eine ausgegraute GPU deutet oft auf Verbindungs-/Erkennungsprobleme hin (z. B. Code 45).
iGPU/dGPU gezielt aktivieren/deaktivieren
Konflikte entstehen, wenn Windows stur die iGPU bevorzugt:
- iGPU testweise deaktivieren: Rechtsklick auf die integrierte Grafik → Gerät deaktivieren.
- dGPU aktivieren: Falls versehentlich deaktiviert → Rechtsklick → Gerät aktivieren.
Fehlercodes entschlüsseln (Code 3, 10, 12, 14, 31, 43, 45) – Was sie bedeuten, was du tust
Windows’ Fehlercodes sind dein Kompass. Sie übersetzen „geht nicht“ in konkrete nächste Schritte.
Code | Was bedeutet das? | Häufige Ursachen | Was du jetzt tust |
---|---|---|---|
3 | „Treiber evtl. beschädigt…“ | Defekte/inkompatible Treiber, knapper RAM/ Ressourcen | Im Geräte-Manager Treiber deinstallieren und neu installieren (Herstellerseite). Parallel RAM-Auslastung checken, unnötige Autostarts reduzieren. |
10 | „Das Gerät kann nicht gestartet werden.“ | Treiber passt nicht zur Hardware, Treiberkonflikt | Aktuellen Hersteller-Treiber sauber installieren. Wenn neueste Version zickt: einen stabilen älteren Treiber testen. Notfalls gleich DDU (siehe nächster Abschnitt). |
12 | „Nicht genügend Ressourcen verfügbar.“ | Ressourcenkonflikt mit anderer Hardware | Im Geräte-Manager nicht benötigte Geräte testweise deaktivieren (Zweit-LAN, alte Audio/PCIe-Karten). BIOS-Defaults laden, ggf. PCIe-Slot wechseln. |
14 | „Neustart erforderlich.“ | Treiberinitialisierung wartet auf Reboot | Neu starten. Bleibt der Code, Treiber komplett neu aufsetzen. |
31 | „Windows kann die Treiber nicht laden.“ | Inkompatibilität, beschädigte Installation | Saubere Neuinstallation: Alte Treiber entfernen, Hersteller-Treiber manuell installieren (kein Windows-Auto-Treiber). Bei hartnäckigen Fällen: DDU einsetzen. |
43 | „Gerät angehalten, weil es Fehler gemeldet hat.“ | Vieldeutig: Treiberreste, instabile OC-Profile, Stromversorgung, Hardwaredefekt | DDU-Reinigung + frischer Treiber, OC/Undervolting zurücksetzen, Stromstecker prüfen, PCIe-Slot neu stecken. Wenn weiter vorhanden: Karte in anderem PC testen (oder bekannte GPU im eigenen System). |
45 | „Gerät nicht angeschlossen.“ | Karte sitzt nicht richtig, Kabel locker, Karte entfernt | PC aus, Strom weg, Karte neu einsetzen bis zum Klick, alle Stromkabel kontrollieren. Danach erneut prüfen. |
Wichtig: Codes liefern Richtung, keine absolute Wahrheit. Kombiniere sie immer mit den physischen Checks oben. Wenn Code 43 nach sauberem Treibersetup bleibt, spricht viel für Hardware – das klärst du später per Kreuztest.
Treiber sauber neu aufsetzen
Standardweg: Update per Hersteller-Tool oder manuell
Wenn deine Grafikkarte zwar erkannt wird, aber Fehlercodes zeigt, instabil läuft oder Spiele sofort abstürzen, ist der Treiber meist der Übeltäter. Er ist die Brücke zwischen Windows und deiner Hardware – und wenn diese Brücke bröckelt, hilft nur eins: neu bauen.
Treiberprobleme sind nicht die einzige Software-Bremse. Viele Tools können helfen, die Performance deines PCs zu überwachen und Fehler schneller zu finden. Eine Übersicht nützlicher Programme findest du in Software-Tools für den Gaming-PC. (
Du hast zwei Wege:
- Automatisch aktualisieren – über das Hersteller-Tool:
- NVIDIA GeForce Experience oder AMD Software: Adrenalin Edition erkennen deine Karte und bieten geprüfte Updates.
- Das ist bequem, aber nicht immer zuverlässig – besonders wenn alte Reste im System bleiben.
- Manuell installieren – das ist der saubere, sichere Weg:
- Lade den passenden Treiber direkt von der Hersteller-Website herunter (NVIDIA, AMD oder Intel).
- Wähle exakt dein Modell und dein Betriebssystem.
- Installiere den Treiber als Administrator und starte danach neu.
Wenn das Problem bleibt oder du den Fehlercode 43 oder 31 siehst, wird es Zeit für den nächsten Schritt: eine komplett saubere Neuinstallation.
Radikal sauber mit DDU: Schritt-für-Schritt
Manchmal reicht ein normales Update nicht, weil alte Treiberreste tief im System stecken – wie Staub in einer Buchse. Genau hier kommt Display Driver Uninstaller (DDU) ins Spiel. Dieses kostenlose Tool entfernt wirklich alles: Registry-Einträge, versteckte Dateien, Treiberprofile.
So gehst du vor:
- Vorbereitung:
- Lade die aktuelle Version von DDU (z. B. von Wagnardsoft) und den passenden neuen Treiber deines GPU-Herstellers herunter.
- Speichere beides lokal – am besten auf dem Desktop.
- Offline gehen:
- Trenne deine Internetverbindung. So verhinderst du, dass Windows nach dem Neustart automatisch einen falschen Treiber installiert.
- Abgesicherten Modus starten:
- Öffne Einstellungen → Systemwiederherstellung → Erweiterter Start → Jetzt neu starten.
- Wähle nach dem Reboot: Problembehandlung → Erweiterte Optionen → Starteinstellungen → Abgesicherter Modus.
- DDU starten:
- Wähle im Dropdown-Menü „GPU“ und deinen Hersteller (NVIDIA, AMD oder Intel).
- Klicke auf „Säubern und Neustarten“.
- DDU entfernt alle Treiberreste und startet den PC automatisch neu.
- Treiber frisch installieren:
- Nach dem Neustart installierst du manuell den zuvor heruntergeladenen Treiber.
- Erst danach gehst du wieder online.
Dieser Prozess beseitigt 90 % aller Treiberkonflikte und „unsichtbaren“ Fehlerquellen.
Rollback: Stabilen älteren Treiber gezielt wählen
Nicht jeder neue Treiber ist besser. Manchmal bringt ein Update frische Bugs mit, besonders bei neuen Grafikkarten. Wenn das Problem nach einem Treiberupdate auftrat, hilft oft ein Rückschritt.
So geht’s:
- Im Geräte-Manager → Rechtsklick auf deine GPU → Eigenschaften → Treiber → Vorheriger Treiber.
- Oder lade auf der Herstellerseite einen älteren, als stabil bekannten Treiber (Archiv-Bereich).
- Installiere ihn manuell – wieder offline, um Windows’ Autoupdate zu verhindern.
Damit stellst du sicher, dass du nicht Opfer eines fehlerhaften Updates bist, sondern eine bewährte Version nutzt.
Wenn Windows selbst bockt
Selbst wenn die Hardware perfekt angeschlossen ist und die Treiber stimmen, kann Windows selbst Ärger machen. Updates, beschädigte Systemdateien oder Prioritätskonflikte zwischen integrierter und dedizierter GPU sind keine Seltenheit.
Nach Update-Ausfällen: Updateverlauf prüfen & gezielt deinstallieren
Ein Klassiker: Nach einem Windows-Update erkennt dein PC plötzlich keine GPU mehr.
Das passiert, wenn ein Update einen inkompatiblen Treiber installiert oder Registry-Einträge verändert.
Diagnose:
- Öffne Einstellungen → Windows Update → Updateverlauf.
- Prüfe, ob der Zeitpunkt des Problems mit einem Update zusammenfällt.
Lösung:
- Öffne Update deinstallieren und entferne das verdächtige Paket.
- Danach: Updates pausieren, bis der Hersteller eine korrigierte Version bereitstellt.
Systemdateien reparieren: SFC und DISM richtig einsetzen
Windows kann auch selbst kaputt sein – ohne dass du etwas getan hast. Hier helfen zwei integrierte Rettungstools:
- SFC (System File Checker):
- Öffne die Eingabeaufforderung als Administrator.
- Tippe:
sfc /scannow
- Das Tool prüft Systemdateien und ersetzt beschädigte Versionen automatisch.
- DISM (Deployment Image Servicing and Management):
- Falls SFC Fehler findet, die es nicht beheben kann, führe zusätzlich aus:
DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth
- Danach SFC erneut starten.
- Falls SFC Fehler findet, die es nicht beheben kann, führe zusätzlich aus:
Diese Kombination repariert tief im System beschädigte Komponenten – oft die letzte Rettung vor einer kompletten Neuinstallation.
App- & GPU-Zuordnung: Windows-Grafikeinstellungen, NVIDIA/AMD Control Panel
Selbst bei funktionierender Hardware kann Windows manchmal die falsche GPU nutzen. Das betrifft vor allem Systeme mit integrierter und dedizierter Grafik.
So korrigierst du das:
- Windows:
- Einstellungen → System → Anzeige → Grafik
- Wähle App → Optionen → Hohe Leistung → dedizierte GPU.
- NVIDIA Systemsteuerung / AMD Adrenalin:
- In den globalen Einstellungen kannst du die dGPU als bevorzugten Prozessor festlegen.
Damit stellst du sicher, dass deine leistungsstarke Grafikkarte auch wirklich genutzt wird – nicht die sparsame integrierte.
BIOS/UEFI: Weichen richtig stellen
Wenn du jetzt schon hier bist, bist du weit im Trichter. Das heißt: Windows und Treiber waren unschuldig. Dann wird’s Zeit, im BIOS (oder UEFI) zu prüfen, ob dein System die GPU überhaupt initialisiert.
Zugang & Basics
Starte deinen PC neu und drücke während des Bootvorgangs Entf, F2, F10 oder F12 (je nach Hersteller).
Hier steuerst du die grundlegende Hardware-Erkennung – das Fundament, auf dem Windows aufbaut.
Primäre Grafik: PEG/PCIe erzwingen statt Auto
In vielen BIOS-Menüs findest du unter Advanced / Chipset Configuration eine Option wie „Primary Graphics Adapter“.
Hier kannst du auswählen:
- IGD / iGPU / Onboard: Nutzt die integrierte Grafik.
- PEG / PCIe: Erzwingt die Nutzung der dedizierten Karte.
- Auto: Erkennt automatisch (funktioniert aber nicht immer zuverlässig).
Tipp: Setze diese Einstellung manuell auf PEG/PCIe – so zwingst du das System, die Grafikkarte zu priorisieren.
PCIe-Generation festlegen (z. B. Gen 3 für Stabilität)
Neue Grafikkarten mit PCIe 5.0 können auf älteren Boards zicken. In manchen BIOS-Versionen lässt sich der Link Speed fix einstellen:
- Stelle testweise von Auto auf Gen 3 oder Gen 4 um.
Das kann Erkennungsprobleme beseitigen, besonders bei älteren Mainboards.
BIOS-Update sicher durchführen (Risiken, Flash-Tools)
Wenn du eine neue Grafikkarte in einem älteren System nutzt, kann ein veraltetes BIOS schlicht keine Unterstützung bieten.
Ein Update kann helfen – birgt aber Risiken.
So gehst du sicher vor:
- Mainboard-Modell identifizieren (z. B. mit CPU-Z oder im Handbuch).
- Neueste BIOS-Version von der offiziellen Herstellerseite laden.
- Datei auf einen FAT32-formatierten USB-Stick speichern.
- Im BIOS das integrierte Tool (z. B. ASUS EZ Flash, MSI M-Flash) öffnen und vom USB-Stick flashen.
- Währenddessen: keinen Stromausfall riskieren. Notebook ans Netzteil!
Ein aktuelles BIOS verbessert nicht nur die GPU-Kompatibilität, sondern behebt oft auch Stabilitätsprobleme.
CMOS-Reset: Werkseinstellungen herstellen
Wenn du viel im BIOS getestet hast, kann ein Reset auf Default-Einstellungen Wunder wirken.
Drei Wege führen zum Ziel:
- Option im BIOS-Menü: „Load Optimized Defaults“.
- CMOS-Batterie (Knopfzelle) kurz entnehmen, 30 Sekunden warten, wieder einsetzen.
- CLR_CMOS-Jumper laut Handbuch kurz überbrücken.
Danach startet das System mit neutralen, stabilen Standardeinstellungen.
Strom & Kompatibilität
Selbst die beste Grafikkarte bleibt dunkel, wenn sie nicht genug „Saft“ bekommt.
Netzteil-Dimensionierung: Lastspitzen, Leistungsreserve, Qualität
Moderne GPUs sind hungrig. Sie können kurzfristig deutlich mehr Leistung ziehen, als ihr nomineller Verbrauch angibt.
Was du tun solltest:
- Nutze einen Netzteilrechner (z. B. von be quiet! oder Seasonic), um deinen Gesamtverbrauch zu berechnen.
- Plane 20–30 % Reserve ein – das stabilisiert das System und schützt vor Spannungseinbrüchen.
- Setze auf Markennetzteile mit mindestens 80 Plus Bronze, besser Gold oder höher.
Wenn dein Netzteil älter als fünf Jahre ist oder beim Einschalten kurz klackt und der PC sofort wieder ausgeht, könnte es die Ursache sein.
Wenn dein PC zwar läuft, aber bei Full-HD-Games ruckelt, ist das oft ein Zeichen, dass die alte GPU nicht optimal arbeitet. Hier hilft die Übersicht Beste Grafikkarten für Full-HD-Gaming weiter – inklusive Empfehlungen, die auch mit älteren Netzteilen kompatibel sind.
Physische Limits: Kartenlänge, Slot-Freiheit, Gehäuse-Clearance
Ein banaler, aber häufiger Fehler: Die Grafikkarte passt zwar mechanisch, sitzt aber nicht richtig, weil ein Kabel oder ein Festplattenkäfig im Weg ist.
- Prüfe, ob die Karte plan im Slot liegt und sich nicht verkantet.
- Entferne gegebenenfalls störende Kabel oder Laufwerkskäfige.
Der Kreuztest: Eindeutig herausfinden, was defekt ist
Wenn du an diesem Punkt angekommen bist, hast du so ziemlich alles überprüft, was Software, Treiber und BIOS hergeben. Bleibt das Problem bestehen, hilft nur noch eins: die wissenschaftliche Methode der Fehlersuche – den Fehler durch Ausschluss finden. Das nennt man den Kreuztest.
Verdächtige GPU in einem anderen PC testen
Baue deine problematische Grafikkarte in einen anderen, funktionierenden Rechner ein.
- Ergebnis A: Die Karte funktioniert dort problemlos → Der Fehler liegt an deinem ursprünglichen PC (Netzteil, Mainboard, BIOS oder Treiberkonflikt).
- Ergebnis B: Die Karte zeigt dieselben Symptome oder wird ebenfalls nicht erkannt → Sehr wahrscheinlich ist die Grafikkarte selbst defekt.
Tipp: Wenn du niemanden kennst, der einen passenden PC hat, kannst du viele PC-Werkstätten oder Elektronikläden bitten, den Test kurz für dich durchzuführen.
Bekannte funktionierende GPU im Problem-PC testen
Alternativ (oder zusätzlich): Setze eine andere, funktionierende Grafikkarte in deinen PC ein.
- Ergebnis A: Die Test-Karte läuft einwandfrei → Dann ist deine ursprüngliche GPU das Problem.
- Ergebnis B: Auch die funktionierende Test-Karte zeigt Fehler oder kein Bild → Dann liegt das Problem eindeutig am System selbst (meist am Mainboard oder Netzteil).
Diese Methode isoliert den Fehler vollständig – du musst nie wieder raten, sondern weißt, was wirklich kaputt ist.
Last- & Temperaturtests: GPU-Stabilität prüfen
Manchmal wird die Grafikkarte erkannt, aber sie stürzt unter Last ab, zeigt Artefakte oder friert ein. Dann ist die Karte nicht komplett defekt, sondern möglicherweise instabil.
Hier helfen Stresstools wie:
- FurMark – maximale GPU-Auslastung, gut zum Temperaturtest.
- OCCT – kombiniert GPU-, CPU- und Netzteillast, perfekt für Stabilitätsanalysen.
- 3DMark – synthetischer Benchmark, ideal für Vergleichswerte.
Führe solche Tests nur mit Sorgfalt und Blick auf die Temperaturen durch. Steigt die GPU über 85–90 °C, brich ab. Das Ziel ist Diagnose, nicht Zerstörung.
Wenn die Karte bei Stresstests zuverlässig abstürzt, ist das ein klarer Hinweis auf Überhitzung, instabile Stromversorgung oder beschädigten Speicher (VRAM).
Solltest du nach der Reparatur prüfen wollen, ob deine Grafikkarte wirklich stabil läuft, findest du hier passende Tools: Beste Benchmark-Programme für Grafikkarten. Damit kannst du Temperatur, Leistung und Stabilität gezielt testen.
Linux: Schnellkurs zur Erkennung & Treiberwahl
Nicht jeder nutzt Windows – auch unter Linux kann eine Grafikkarte mal „verschwinden“. Zum Glück liefert das Terminal hier präzise Diagnosedaten.
Hardware sichtbar machen: lspci, lshw, inxi
Öffne ein Terminal und gib nacheinander diese Befehle ein:
- lspci -nnk | grep -A3 „03..03..03..:“
→ Zeigt alle PCI-Geräte, Hersteller und verwendete Treiber. - sudo lshw -C video
→ Gibt detaillierte Hardwareinfos aus (inkl. Bus-ID, Treiber, Speicher, Status). - inxi -G oder inxi -GB
→ Besonders benutzerfreundlich: zeigt auf einen Blick GPU, Treiber und Auflösung.
Wenn deine Grafikkarte in diesen Listen nicht auftaucht, liegt das Problem fast immer hardwareseitig. Wird sie gelistet, aber ohne aktiven Treiber, ist der nächste Schritt ein Treiber-Check.
Proprietäre vs. Open-Source-Treiber: Auswahl & Installation
Linux unterscheidet zwischen offenen (z. B. „nouveau“, „mesa“) und proprietären Treibern (z. B. „nvidia“, „amdgpu-pro“).
In der Praxis gilt:
- Proprietäre Treiber bieten die beste Leistung und Kompatibilität.
- Die offenen sind stabil und ideal für Office, aber weniger performant für Spiele oder GPU-Beschleunigung.
Unter Ubuntu-basierten Systemen kannst du den optimalen Treiber automatisch installieren:
sudo ubuntu-drivers autoinstall
Danach Neustart – und deine GPU sollte erkannt und aktiviert sein.
macOS: Boardmittel nutzen
Bei Macs ist vieles geschlossener, aber auch strukturierter. macOS bringt eigene Diagnosewerkzeuge mit, die dir schnell zeigen, ob die GPU korrekt erkannt wird.
Apple Diagnose starten & Codes auswerten
- Mac ausschalten.
- Beim Neustart Taste D gedrückt halten.
- Der integrierte Apple-Hardwaretest prüft CPU, RAM, GPU und Mainboard.
Zeigt der Test einen Code wie „VFD“ oder „VFD002“, weist das auf ein Grafikproblem hin. Die Bedeutung findest du auf der Apple-Supportseite.
„Systembericht“: Wird die GPU gelistet?
Gehe über Apfelmenü → Über diesen Mac → Systembericht → Grafik/Displays.
Dort steht, welche GPUs das System erkennt – und welche Treiber geladen sind.
Wenn hier nur die integrierte GPU erscheint, obwohl dein Mac eine dedizierte haben sollte, liegt ein Hardware- oder Logicboard-Problem vor.
NVRAM/PRAM und SMC zurücksetzen
Manche hartnäckigen GPU-Fehler unter macOS verschwinden nach einem Reset der internen Steuerchips:
- NVRAM/PRAM-Reset:
- Beim Start Option + Command + P + R gedrückt halten, bis der Mac zweimal neu startet.
- SMC-Reset (System Management Controller):
- Je nach Mac-Modell unterschiedlich (bei Desktop-Macs durch Trennen vom Stromnetz, bei Notebooks über Tastenkombination).
- Apple beschreibt die genaue Methode hier.
Diese Resets löschen keine Daten, sondern nur zwischengespeicherte Hardwareparameter – oft die Ursache für „Phantomprobleme“.
Wartung & Prävention
Wenn du den Fehler gefunden hast, ist das nur die halbe Miete. Damit er nicht wiederkehrt, lohnt sich ein Blick auf die Pflege deiner Hardware.
Kontakte & Slots reinigen (Isopropanol, Druckluft)
Staub und Oxidation können im Laufe der Zeit zu Kontaktproblemen führen.
So reinigst du richtig:
- GPU ausbauen.
- Goldene Kontakte mit einem weichen, fusselfreien Tuch und Isopropanol (≥ 70 %) abwischen.
- Trocknen lassen, bevor du sie wieder einsetzt.
- Den PCIe-Slot vorsichtig mit Druckluft ausblasen – Dose aufrecht halten, kurze Stöße.
Nie mit harten Gegenständen im Slot herumstochern. Ein einziger Kratzer kann den Slot unbrauchbar machen.
Staubmanagement & Kabelmanagement
Regelmäßige Reinigung ist keine Ästhetikfrage, sondern Prävention.
Staub blockiert Luftströme, erhöht Temperaturen und verkürzt die Lebensdauer deiner Komponenten.
- Einmal im Quartal das Gehäuse öffnen und mit Druckluft oder Staubsauger (auf niedriger Stufe, Abstand halten!) reinigen.
- Kabel ordentlich bündeln – so bleibt der Luftstrom frei und Steckverbindungen werden entlastet.
Checkliste zum Abhaken
Zum Schluss die Kurzform – dein Fahrplan zur Fehlerdiagnose:
1. Symptome erkennen
- Kein Bild? → Strom, Monitor, Kabel prüfen.
- Niedrige Auflösung? → Treiberproblem.
- Artefakte? → Überhitzung oder defekte GPU.
2. Physische Checks
- Karte richtig im PCIe-Slot?
- Alle Stromkabel eingesteckt?
- Monitor am GPU-Port, nicht am Mainboard?
3. Softwareprüfung
- Geräte-Manager öffnen: Wird GPU erkannt? Fehlercode notieren.
- iGPU deaktivieren, dGPU aktivieren.
4. Treiberpflege
- Hersteller-Treiber installieren oder mit DDU komplett neu aufsetzen.
- Ggf. ältere stabile Version testen.
5. Windows prüfen
- Updateverlauf kontrollieren, problematisches Update deinstallieren.
- Systemdateien mit
sfc /scannow
undDISM
reparieren.
6. BIOS/UEFI
- Primäre Grafikeinheit auf PEG/PCIe setzen.
- BIOS ggf. updaten oder zurücksetzen.
7. Hardware-Checks
- Netzteil ausreichend stark?
- Kreuztest durchführen (GPU in anderem PC testen).
8. Wartung
- Kontakte und Slots reinigen, Staub entfernen, Kabel ordentlich führen.
Wenn du diese Liste Schritt für Schritt durchgehst, findest du die Ursache praktisch immer – und lernst dein System dabei besser kennen als je zuvor.
Glossar: Die wichtigsten Begriffe verständlich erklärt
BIOS (Basic Input/Output System)
Das BIOS ist die grundlegende Firmware deines Mainboards. Es startet den Computer, prüft die Hardware und übergibt dann an das Betriebssystem. Moderne Systeme nutzen meist den Nachfolger UEFI, der grafisch bedienbar ist und mehr Funktionen bietet.
UEFI (Unified Extensible Firmware Interface)
Das „moderne BIOS“. Es ersetzt die klassische Textoberfläche durch ein Menü mit Maussteuerung, unterstützt große Festplatten, sichere Bootvorgänge (Secure Boot) und detaillierte Hardwarekonfigurationen.
PCIe (Peripheral Component Interconnect Express)
Der Standard-Steckplatz auf dem Mainboard für Erweiterungskarten wie Grafikkarten, Netzwerkkarten oder SSDs. Aktuell ist PCIe 5.0 der neueste Standard, abwärtskompatibel zu älteren Generationen (z. B. Gen 3).
dGPU (dedizierte GPU)
Eine eigenständige, leistungsstarke Grafikkarte mit eigenem Speicher (VRAM). Sie steckt im PCIe-Slot und übernimmt grafikintensive Aufgaben wie Gaming, Rendering oder KI-Berechnungen.
iGPU (integrierte GPU)
Eine in den Prozessor eingebaute Grafikeinheit. Sie ist energiesparender, aber deutlich weniger leistungsfähig als eine dedizierte Karte. Ideal für Office, Video oder einfache Spiele.
VRAM (Video Random Access Memory)
Der Grafikspeicher einer GPU – vergleichbar mit Arbeitsspeicher (RAM), aber speziell für Bilddaten. Je mehr VRAM, desto besser kann die GPU hochauflösende Texturen, 3D-Modelle oder mehrere Monitore verarbeiten.
POST (Power-On Self-Test)
Ein kurzer Selbsttest, den jeder PC beim Einschalten durchführt. Er prüft, ob CPU, RAM, GPU und Mainboard korrekt funktionieren. Fehler werden häufig über Pieptöne („Beep Codes“) gemeldet.
ESD (Electrostatic Discharge)
Elektrostatische Entladung – ein kleiner, oft unsichtbarer Stromschlag, der empfindliche Elektronik zerstören kann. Deshalb: Vor Arbeiten im PC immer erden oder ein Antistatik-Armband verwenden.
DDU (Display Driver Uninstaller)
Ein kostenloses Tool, das Grafiktreiber und alle zugehörigen Dateien restlos entfernt. Wird genutzt, wenn herkömmliche Treiberinstallationen scheitern oder Code 43/31/10 auftreten.
CMOS (Complementary Metal-Oxide Semiconductor)
Ein Speicherchip auf dem Mainboard, der BIOS-Einstellungen speichert. Wird die kleine Knopfzelle (Batterie) kurz entfernt, setzt man das BIOS auf Werkseinstellungen zurück.
Code 43 / 45 / 10 usw.
Windows-Fehlercodes im Geräte-Manager. Sie zeigen an, warum eine Hardware-Komponente nicht funktioniert. Code 43 bedeutet z. B. „Gerät wurde angehalten, weil es Fehler gemeldet hat“.
12VHPWR-Stecker
Ein neuer Hochleistungsstromanschluss für moderne Grafikkarten (z. B. NVIDIA RTX 40-Serie). Liefert bis zu 600 W Leistung, erfordert aber korrekten Sitz – sonst drohen Hitzeprobleme.
Zero-RPM-Modus
Ein Feature vieler moderner Grafikkarten: Die Lüfter bleiben im Leerlauf oder bei niedriger Temperatur ausgeschaltet, um Geräusche zu vermeiden. Erst unter Last laufen sie an.
Kreuztest
Eine einfache, aber sehr effektive Methode zur Fehlerdiagnose:
– Setze die verdächtige Grafikkarte in einen anderen PC, um zu prüfen, ob sie dort funktioniert.
– Oder teste eine funktionierende Karte im Problem-PC.
So grenzt du zuverlässig ein, ob der Fehler bei der GPU selbst oder im restlichen System liegt.
Thermische Instabilität
Wenn eine GPU zu heiß wird und dadurch instabil läuft oder abschaltet. Ursache sind oft Staub, schlechte Wärmeleitpaste oder blockierte Lüfter.
Driver Rollback
Das Zurückkehren zu einer älteren, stabilen Treiberversion, wenn ein aktuelles Update Fehler verursacht. Besonders bei brandneuen Treibern für neue GPU-Generationen hilfreich.
GPU-Stresstest
Ein Software-Test, der die Grafikkarte voll auslastet (z. B. mit FurMark oder OCCT), um Stabilität, Temperatur und Leistungsreserven zu prüfen.
Fazit: Wenn du den Fehler einmal verstanden hast, bist du nie wieder hilflos
Eine nicht erkannte Grafikkarte ist kein Weltuntergang – auch wenn es sich anfangs so anfühlt.
Mit dem richtigen, systematischen Vorgehen findest du die Ursache Schritt für Schritt: erst Kabel, dann Treiber, dann BIOS, dann Hardware.
So verwandelst du Frust in Kontrolle – und lernst dabei, wie dein PC wirklich „denkt“.
Wenn du alle Punkte durchgegangen bist, hast du nicht nur das Problem gelöst, sondern dir auch ein tiefes technisches Verständnis erarbeitet, das dir bei jedem zukünftigen PC-Thema hilft.
Denn am Ende ist es wie beim Schreiben guter Texte oder beim Schrauben an einem Motor: Systematik schlägt Zufall – immer.