Grafikkarte richtig undervolten

Du spielst gerne lange und intensiv, aber dein PC klingt dabei wie ein startendes Flugzeug? Oder du möchtest einfach, dass dein System effizienter arbeitet, ohne Leistung zu verlieren?
Dann ist Undervolting genau dein Werkzeug.

Beim Undervolting senkst du die Spannung deiner Grafikkarte, ohne die Taktrate zu verändern – oder manchmal sogar, um sie leicht zu steigern. Das Ergebnis: weniger Stromverbrauch, niedrigere Temperaturen, leisere Lüfter und eine stabilere Performance.

Wer gerade überlegt, eine sparsame GPU zum Undervolten zu testen, findet in dieser Übersicht zu Grafikkarten bis 300 Euro viele Modelle, die sich durch ihr gutes Verhältnis aus Leistung und Energieeffizienz auszeichnen. Gerade diese Preisklasse eignet sich ideal für Einsteiger ins Thema.

Kurz gesagt:

  • Weniger Watt bedeutet geringere Wärmeentwicklung
  • Kühlere GPU heißt leiseres System
  • Und das Beste: keine (oder kaum) Leistungseinbußen

Mit etwas Geduld kannst du die Effizienz deiner Grafikkarte um 20–40 % verbessern – und das völlig kostenlos.


Was du vorab wissen musst: V/F-Kurve, Silicon Lottery, Risiken & Garantie

Bevor du loslegst, lohnt es sich, zu verstehen, was du da eigentlich tust.

Jede GPU hat eine sogenannte Spannungs-Frequenz-Kurve (V/F-Kurve). Sie legt fest, welche Spannung (Volt) bei welcher Frequenz (MHz) anliegt. Hersteller wählen diese Kurve sehr konservativ – sie muss schließlich für Millionen Chips funktionieren, von den besten bis zu den „schlechtesten“ Exemplaren der Produktionscharge.

Diese Streuung nennt man Silicon Lottery. Manche Chips laufen bei weniger Spannung stabil als andere. Und genau das nutzt Undervolting: Du senkst die Spannung so weit, wie dein individueller Chip es zulässt, ohne instabil zu werden.

Risiken?
Keine Panik: Solange du die Spannung reduzierst (und nicht erhöhst), gefährdest du deine Hardware nicht. Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein Absturz oder ein Grafikfehler – dann war die Spannung einfach zu niedrig, und du musst leicht nachjustieren.

Garantie?
Softwarebasiertes Tuning wie Undervolting führt normalerweise nicht zum Garantieverlust. Und da alles über Software passiert, kannst du jederzeit auf Werkseinstellungen zurücksetzen.

Viele Gamer stehen auch vor der Frage: AMD oder Nvidia – was ist der Unterschied? Der Artikel erklärt, warum AMD-Karten oft flexibler beim Undervolting reagieren, während Nvidia mehr Stabilität bietet.


Dein Toolkit: Sichere Downloads & Tools

Bevor du überhaupt über Spannungen nachdenkst, brauchst du die richtigen Werkzeuge. Und zwar nur aus sicheren Quellen.

MSI Afterburner (für Nvidia, optional auch AMD)

Das Standard-Tool zum GPU-Tuning. Es erlaubt dir, Spannung, Takt und Power-Limit anzupassen und bietet mit dem Kurveneditor (V/F Curve Editor) das Herzstück fürs Undervolting.
Download nur von:

Mitgeliefert wird der RivaTuner Statistics Server (RTSS) – perfekt für das On-Screen-Display (OSD) deiner Leistungswerte.

AMD Software: Adrenalin Edition (für Radeon-Karten)

Wenn du eine AMD-GPU hast, brauchst du kein Drittanbieter-Tool. AMD bietet ein eigenes, sehr ausgereiftes Interface für Tuning, Monitoring und Tests – direkt im Treiber integriert.
Download: AMD Adrenaline

Ergänzende Monitoring-Tools

  • GPU-Z oder HWiNFO für präzise Sensorwerte (Spannung, Temperatur, Leistungsaufnahme)
  • 3DMark oder Unigine Superposition für Benchmark-Vergleiche
  • FurMark und OCCT für Stresstests – aber bitte mit Vorsicht

Diese Tools sind dein Sicherheitsnetz. Sie helfen dir, jede Änderung objektiv zu überprüfen, statt dich auf dein Bauchgefühl zu verlassen.

Gerade für kleinere Builds oder sparsame Systeme ist das Thema Undervolting besonders spannend. Wenn du wissen willst, welche Modelle sich auch ganz ohne zusätzliche Stromversorgung betreiben lassen, wirf einen Blick auf diesen Überblick zu Grafikkarten ohne Stromanschluss. Diese GPUs sind von Haus aus effizient konzipiert und profitieren daher besonders stark von fein abgestimmtem Undervolting.

Undervolting-Vergleichsprotokoll (Beispiel)

MSI BenchmarkStandardUndervolting (80 % Power Limit)Δ Veränderung
GPU-Takt (MHz)27902610− 6 %
Spannung (V)1.0900.985− 10 %
Verbrauch (Watt)280225− 20 %
FPS / Benchmark-Ergebnis103 / 620597 / 5834− 6 %
Temperatur (°C)7365− 11 %
Lüfterdrehzahl (U/min)17151458− 15 %

Vorbereitung: OSD einrichten, Basisleistung messen, sauberes Protokoll anlegen

Undervolting ohne Referenzwerte ist wie Blindflug. Du musst wissen, wo du startest, bevor du etwas verbesserst.

  1. MSI Afterburner einrichten:
    • Öffne die Einstellungen (Zahnradsymbol).
    • Aktiviere „Spannungssteuerung freischalten“ und „Spannungsüberwachung aktivieren“.
    • Starte den RivaTuner Statistics Server (RTSS) und stelle sicher, dass du im Spiel oder Benchmark folgende Werte siehst:
      • GPU-Temperatur
      • GPU-Auslastung
      • Kerntakt (MHz)
      • Spannung (mV)
      • Leistungsaufnahme (Watt)
      • FPS
  2. Basisleistung ermitteln:
    Lass einen Benchmark wie 3DMark Time Spy oder Unigine Superposition 15–20 Minuten lang laufen – mit Werkseinstellungen.
    Notiere:
    • Durchschnittlichen und maximalen Takt (MHz)
    • Durchschnittliche Spannung (mV) unter Last
    • Leistungsaufnahme (W) und Temperatur (°C)

Diese Werte bilden dein Baseline-Profil – dein Ausgangspunkt für das Undervolting.

Ein Tipp: Schreib sie auf oder halte sie in einer Tabelle fest. Du wirst öfter darauf zurückgreifen.


Nvidia: Undervolting mit MSI Afterburner (Ampere & Ada)

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Afterburner richtig konfigurieren: Spannungssteuerung aktivieren, Kurveneditor öffnen

Jetzt wird’s spannend – im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Spannungs-/Frequenz-Kurveneditor ist dein zentrales Werkzeug. Öffne ihn mit Strg + F in MSI Afterburner. Du siehst eine aufsteigende Kurve: die Spannung (x-Achse, in mV) gegen den GPU-Takt (y-Achse, in MHz).

Bevor du startest:

  • Stelle sicher, dass du alle Übertaktungen zurückgesetzt hast (Reset-Button).
  • Öffne den Editor und vergleiche, welche Spannung dein Chip bei Volllast nutzt (z. B. 1050 mV bei 2700 MHz).

Schritt für Schritt: Zielspannung wählen, Kurve glätten, Änderungen übernehmen

  1. Wähle deinen Zielpunkt:
    Für viele RTX-Karten liegt der Sweet Spot zwischen 900 mV und 975 mV.
    Beispiel: Du nimmst 950 mV als Start.
  2. Ziel-Frequenz setzen:
    Ziehe den Punkt bei 950 mV nach oben, bis er deiner Basisfrequenz entspricht (z. B. 2700 MHz).
  3. Kurve abflachen:
    Markiere alle Punkte rechts von diesem Spannungswert, halte Shift gedrückt und ziehe sie nach unten oder drücke Shift + Enter – so wird die Kurve ab dem Zielpunkt flach.
  4. Übernehmen:
    Klicke auf das Häkchen-Symbol, um die Änderungen zu aktivieren.
  5. Testen:
    Starte deinen Benchmark erneut.
    Wenn alles stabil bleibt: senke die Spannung schrittweise weiter (in 25 mV-Schritten).
    Wenn ein Absturz oder Artefakte auftreten: Spannung leicht erhöhen oder Takt minimal reduzieren.
  6. Profil speichern:
    Sobald du dein stabiles Setup gefunden hast, speichere es auf einem der Profil-Slots (1–5).

Dein Ziel ist eine flache, stabile Kurve im optimalen Spannungsbereich – das sorgt für gleichmäßige Taktraten, weniger Boost-Schwankungen und eine ruhigere, leisere GPU.


Architekturtipps: Ampere vs. Ada – realistische Spannungen, Frequenzen & Ziele

Die Undervolting-Strategie hängt stark von der Architektur deiner Grafikkarte ab. Nvidia hat zwischen Ampere (RTX 30-Serie) und Ada Lovelace (RTX 40/50-Serie) einiges verändert – vor allem beim Energiebedarf und der Effizienz.

Ampere (RTX 30-Serie)

Ampere ist bekannt für hohe Leistungsaufnahme. Viele Modelle (z. B. RTX 3080, 3090) laufen ab Werk mit Spannungen um 1.05 V, was enormes Potenzial zum Undervolten bietet.

  • Effizienter Sweet Spot: etwa 0.7 V bis 0.8 V
  • Taktbereich: 1800–1900 MHz (je nach Modell und Kühlung)
  • Ergebnis: bis zu 80 W weniger Stromverbrauch und 5–10 °C niedrigere Temperaturen – bei nahezu identischer Performance.

Ada Lovelace (RTX 40/50-Serie)

Die Ada-Architektur ist ab Werk wesentlich effizienter. Du kannst also nicht ganz so tief gehen wie bei Ampere, aber du kannst sie perfektionieren.

  • Typischer Sweet Spot: 0.89 V bis 1.0 V
  • Fokus: weniger Spannungssenkung, mehr Feintuning – die optimale Frequenz bei konstanter Spannung finden.
  • Ergebnis: 40–50 % weniger Verbrauch als Ampere bei gleicher oder besserer Leistung.

Kurz gesagt:

  • Ampere: Zähmung der Stromfresser
  • Ada: Feinschliff für Perfektionisten

AMD: Undervolting mit Adrenalin (RDNA 2 & RDNA 3)

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Wenn du eine AMD-Grafikkarte nutzt, brauchst du kein zusätzliches Tool. Alles, was du für’s Undervolting brauchst, steckt bereits in der AMD Software: Adrenalin Edition. Sie kombiniert Treiber, Tuning und Monitoring in einem sauberen Interface.

Tuning-Panel: Benutzerdefiniert, erweiterte Steuerung, Haftungsausschluss

Nach der Installation findest du im Reiter „Leistung“ → „Tuning“ alle wichtigen Regler.
Zuerst wirst du gefragt, ob du eine automatische oder manuelle Anpassung möchtest. Wähle „Benutzerdefiniert“, bestätige den Haftungsausschluss – und schalte anschließend die erweiterte Steuerung frei.

So öffnest du den vollen Zugriff auf:

  • GPU-Tuning (Spannung & Frequenz)
  • VRAM-Tuning (Speichertakt & Timings)
  • Lüftersteuerung
  • Leistungslimit

Das Interface zeigt dir in Echtzeit, wie sich jede Änderung auf Temperatur, Takt und Spannung auswirkt.

Die drei Hebel: Spannung (mV), Min/Max-Frequenz (MHz), Power-Limit (%)

  1. GPU-Spannung:
    Hier senkst du die Spannung schrittweise. Eine typische erste Reduktion liegt bei -50 mV (z. B. von 1150 auf 1100 mV).
    Arbeite dich in kleinen Schritten vor – Stabilität ist wichtiger als Rekorde.
  2. Min./Max.-Frequenz:
    Setze die minimale Frequenz etwa 100–200 MHz unter die maximale.
    So vermeidest du Taktfluktuationen und „Zittern“ der Kurve – ein häufiger Grund für Mikroruckler.
  3. Leistungslimit:
    Erhöhe es leicht auf +10 bis +15 %. Das klingt paradox, ist aber wichtig:
    Die niedrigere Spannung kann bei Lastspitzen zu kurzzeitigem Leistungsengpass führen. Ein höheres Power-Limit verhindert das – und sorgt dafür, dass dein GPU-Boost stabil arbeitet.

VRAM-Tuning & Timings: sinnvoll ergänzen statt übertreiben

Wenn du mehr Leistung willst, kannst du den VRAM-Takt ebenfalls optimieren.

  • Setze „Schnelles Timing“ in den Einstellungen.
  • Erhöhe dann den Speichertakt in 25–50 MHz-Schritten, bis erste Artefakte auftreten.
    Aber: Stabilität geht vor. Ein instabiler Speicher kann sich in Sekunden bemerkbar machen – durch bunte Pixel, Flackern oder Spielabstürze.

Profile sichern: Export/Import, Persistenz-Workarounds

Ein echter Stolperstein bei AMD ist, dass die Adrenalin-Software gelegentlich Profile „vergisst“ – etwa nach einem Treiberupdate oder Systemneustart.
Deshalb:

  • Exportiere dein Profil als XML-Datei (Button unten rechts).
  • Deaktiviere den Windows-Schnellstart (in den Energieoptionen und ggf. im BIOS).
  • Importiere dein Profil nach Updates erneut.

So stellst du sicher, dass deine mühsam gefundenen Werte nicht verloren gehen.

Architekturtipps: RDNA 2 vs. RDNA 3/9000 – Effizienz vs. Leistungsaufnahme

AMD hat zwischen RDNA 2 (RX 6000-Serie) und RDNA 3 (RX 7000/9000-Serie) einiges verändert.

RDNA 2 (z. B. RX 6800 XT):

  • Reagiert sehr gut auf Spannungsreduktion.
  • Spannung-Frequenz-Verhältnis ist linear – du kannst Spannung senken und Takt leicht erhöhen.
  • Typische stabile Spannung: 1050–1100 mV.

RDNA 3 (z. B. RX 7900 XTX, RX 7900 GRE):

  • Ab Werk schon effizienter.
  • Senkst du nur die Spannung, bleibt der Stromverbrauch oft gleich, da die Karte automatisch höher taktet.
  • Für echte Effizienzgewinne: Spannung senken UND Power-Limit leicht reduzieren (z. B. auf -10 %).

Ergebnis: bis zu 30 % weniger Energiebedarf bei nahezu identischer Performance – ein beeindruckender Balanceakt aus Leistung und Effizienz.

Wenn du eine etwas leistungsstärkere Karte suchst, die trotzdem noch effizient undervoltet werden kann, lohnt sich ein Blick auf die besten Grafikkarten bis 500 Euro. Hier bekommst du GPUs, die sich besonders gut für leise, energiearme Builds eignen.


Validierung & Stabilität: So prüfst du, ob dein Undervolting alltagstauglich ist

Du hast deine Einstellungen gefunden? Glückwunsch – aber das war nur die halbe Miete. Jetzt musst du herausfinden, ob sie auch dauerhaft stabil sind.

Ein 5-Minuten-Test reicht nicht. Eine GPU, die fünf Minuten läuft, kann nach 30 Minuten oder beim nächsten Spielabsturz versagen.
Die Kunst liegt im vielschichtigen Testen – mit synthetischen Tools und echten Spielen.

Synthetische Benchmarks – für Leistung und Vergleichbarkeit

Programme wie 3DMark Time Spy, Port Royal oder Unigine Superposition liefern reproduzierbare Ergebnisse.

  • Lasse sie mehrfach laufen (je 15–20 Minuten).
  • Vergleiche Punktzahlen und Temperaturen mit deinen Basiswerten.
  • Kleine Abweichungen (< 5 %) sind normal – große Sprünge deuten auf Instabilität hin.

Stresstests – für thermische und elektrische Grenzen

Tools wie FurMark oder OCCT treiben deine GPU an ihre physikalischen Limits.

  • Nutze sie mit Vorsicht: Sie erzeugen unnatürliche Dauerlasten.
  • Ideal für 10–15 Minuten, um Kühlung und Power-Verhalten zu prüfen.
  • Wenn das System hier stabil bleibt, ist das ein gutes Zeichen – aber kein Beweis für Gaming-Stabilität.

Real-World-Gaming – die ultimative Prüfung

Nichts ersetzt reale Spiele.
Starte anspruchsvolle Titel wie Cyberpunk 2077, Alan Wake 2 oder Starfield und spiele mehrere Stunden.
Beobachte:

  • Konstante Taktraten?
  • Keine Artefakte oder Abstürze?
  • Lüfter ruhiger, Temperatur stabiler?

Wenn ja, hast du dein Undervolting erfolgreich validiert.
Die meisten Profis empfehlen 3–6 Stunden kumulatives Gaming mit verschiedenen Engines, um sicherzugehen.

Tipp: Testprotokoll führen. Spannung, Takt, Temperatur, FPS und Stabilitätseindruck.
So erkennst du Muster und kannst gezielt nachjustieren, statt alles neu zu machen.

Fehlerbehebung: Typische Probleme schnell lösen

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Manchmal läuft beim Undervolting nicht alles rund. Vielleicht flackert das Bild, ein Spiel stürzt ab oder die Leistung bricht plötzlich ein.

Keine Sorge: Das bedeutet nicht, dass du etwas kaputtgemacht hast. Es zeigt nur, dass dein aktuelles Setup zu aggressiv abgestimmt ist – und du ein wenig Feintuning brauchst.

Hier findest du die häufigsten Probleme und ihre Ursachen auf einen Blick:

Crashes & Bluescreens (BSOD)

Wenn dein System während eines Benchmarks oder Spiels plötzlich abstürzt, war die Spannung schlicht zu niedrig.
Lösung:

  • Erhöhe die Spannung um 10–25 mV.
  • Oder senke den Kerntakt leicht um 15–30 MHz.
  • Teste danach erneut mit einem kurzen Benchmark.

Das Ziel: Stabilität zuerst, Effizienz danach.

Grafische Artefakte oder Flackern

Bunte Pixel, flackernde Texturen oder geometrische Störungen sind ein Zeichen für Instabilität.
Mögliche Ursachen:

  • Zu niedrige GPU-Spannung
  • Zu hoch getakteter VRAM

Lösung:

  • Setze die VRAM-Übertaktung testweise auf Standard zurück.
  • Wenn das Problem verschwindet, war der Speicher zu aggressiv getaktet.
  • Bleibt das Flackern bestehen, erhöhe die GPU-Spannung um 20–25 mV.

Falls du beim Experimentieren einmal zu aggressiv undervoltest und deine GPU instabil wird, erklärt der Guide Grafikkarte neu starten, wie du sie sicher wieder zum Laufen bringst.

Leistungsverlust oder niedrige FPS

Wenn du nach dem Undervolting plötzlich weniger FPS hast, kann das sogenannte Clock Stretching die Ursache sein:
Die GPU drosselt intern, um stabil zu bleiben – und erreicht die gewünschte Frequenz nicht mehr.
Lösung:

  • Beobachte den tatsächlichen Takt im Spiel (per OSD).
  • Liegt er deutlich unter deiner Zielkurve, erhöhe die Spannung leicht.
  • Prüfe außerdem das Power-Limit – ist es zu niedrig, fehlt der Karte Energie für kurzfristige Boosts.

Adrenalin-Profile setzen sich zurück

Ein AMD-Klassiker: Nach Updates oder Neustarts sind alle Werte verschwunden.
Lösung:

  • Exportiere dein Profil immer als XML-Datei.
  • Deaktiviere den Windows-Schnellstart (sowohl im Betriebssystem als auch im BIOS).
  • Importiere dein gespeichertes Profil bei Bedarf einfach neu.

Instabilität nach Temperaturänderungen

Eine undervoltete GPU, die bei 20 °C Raumtemperatur stabil läuft, kann im Sommer plötzlich abstürzen.
Grund: Elektrische Eigenschaften verändern sich mit der Temperatur.
Lösung:

  • Lass etwas Sicherheitsmarge.
  • Wenn du an der Stabilitätsgrenze bist, gib 10–15 mV mehr – das ist der Unterschied zwischen „läuft meistens“ und „läuft immer“.

Best Practices & Checkliste für deinen Prozess

Undervolting ist keine Magie, sondern Methodik. Wer planlos Regler schiebt, bekommt Zufallsergebnisse. Wer strukturiert arbeitet, erreicht leise, stabile und effiziente Performance.

Hier ist deine Kurz-Checkliste für ein sauberes Vorgehen:

1. Nur eine Variable pro Schritt ändern

Wenn du gleichzeitig Spannung, Takt und VRAM anfasst, weißt du nicht, was wirklich wirkt.
Ändere immer eine Variable – und teste dann.

2. Kleine, nachvollziehbare Schritte

  • Spannung immer in 10–25 mV-Schritten
  • Takt in 15–30 MHz-Schritten
  • Nach jeder Änderung testen und notieren

3. Alles dokumentieren

Halte deine Ergebnisse fest: Spannung, Takt, Temperatur, Benchmark-Score, Stabilität.
Ein einfaches Excel- oder Notion-Log reicht – so verlierst du nie den Überblick.

4. Geduld statt Glück

Ein stabiles Undervolting-Profil findest du nicht in zehn Minuten. Rechne mit mehreren Durchläufen, bis du den echten Sweet Spot triffst.

5. Behalte alle Metriken im Blick

Temperatur und Lautstärke sind wichtig – aber nicht allein.
Achte auch auf:

  • Taktkonstanz (keine Drops im OSD)
  • Leistungsaufnahme (Watt)
  • Reaktionsverhalten (keine Mikroruckler oder FPS-Spitzen)

Das Ziel ist ein System, das konstant ruhig und vorhersehbar effizient arbeitet.


FAQ: Häufige Fragen kurz beantwortet

Ist Undervolting gefährlich für meine Grafikkarte?
Nein. Du reduzierst Spannung – das kann keine physischen Schäden verursachen. Das Schlimmste, was passiert, ist ein Absturz oder ein Artefakt.

Kann ich durch Undervolting FPS verlieren?
Nur, wenn du zu weit gehst. Eine stabile Kurve liefert dieselbe oder sogar leicht bessere Performance, weil die GPU konstanter boostet.

Wie viel kann ich wirklich sparen?
Je nach Karte 30–80 W, oft 5–10 °C weniger Temperatur und ein deutlich leiseres System.

Gilt das für Laptops auch?
Teilweise. Viele mobile GPUs lassen Undervolting zu, aber die Optionen sind oft eingeschränkt. Bei Notebooks gilt: Nur mit Hersteller-Tools und ausreichender Kühlung experimentieren.

Was, wenn neue Treiber mein Setup instabil machen?
Kein Problem – Spannung leicht erhöhen oder das Profil neu einmessen. Treiber ändern manchmal die interne Boost-Logik.


Glossar: Die wichtigsten Begriffe verständlich erklärt

V/F-Kurve (Voltage/Frequency Curve)
Eine Kennlinie, die festlegt, welche Spannung bei welcher GPU-Frequenz anliegt. Durch Undervolting verschiebst du diese Kurve, um effizientere Betriebspunkte zu erreichen.

Silicon Lottery
Natürliche Streuung in der Qualität von Siliziumchips. Manche GPUs laufen mit weniger Spannung stabil – das ist Glückssache.

Power Limit
Die maximale elektrische Leistungsaufnahme, die eine GPU ziehen darf. Ein höheres Limit verhindert Boost-Drosselung, ein niedrigeres spart Energie.

Thermal Throttling
Automatische Taktreduzierung der GPU, wenn eine Temperaturgrenze überschritten wird. Undervolting verzögert oder verhindert diesen Punkt.

Clock Stretching
Ein Mechanismus, bei dem die GPU ihre reale Taktfrequenz absenkt, um stabil zu bleiben – meist durch zu geringe Spannung verursacht.

Artefakte
Visuelle Fehler (bunte Pixel, Flackern, verzerrte Texturen), die auf Instabilität im GPU- oder VRAM-Takt hinweisen.

RTSS (RivaTuner Statistics Server)
Ein Tool zur Echtzeit-Anzeige von Leistungsdaten wie FPS, Temperatur, Takt und Spannung direkt im Spiel.

OCCT / FurMark / 3DMark / Unigine Superposition
Synthetische Benchmarks oder Stresstests, die zur Validierung von Stabilität, Temperatur und Leistung genutzt werden.

Adrenalin (AMD Software)
Offizielle Treibersuite von AMD mit integriertem Tuning-Panel für GPU-, VRAM- und Lüftersteuerung.

MSI Afterburner
Die bekannteste Software für GPU-Tuning, insbesondere für Nvidia-Karten. Ermöglicht Zugriff auf Spannung, Frequenz und Kurveneditor.